Schwerpunkt
Naturheilpraxis 09/2021

Tibetische Medizin: Nervensystem und Kopfschmerzen

Zum Verständnis des Nervensystems sollte man sich der Bedeutung der sogenannten Kanäle vor Augen führen. Als Kanal (tib.: tza) bezeichnet man in der Tibetischen Medizin alle Verbindungen, in denen die Körperenergie Lung (Wind) und/oder Blut fließt. Man geht von insgesamt 72 000 Kanälen aus. Die Körperenergie Lung (Wind) wird also bei allen Störungen im Bereich des Nervensystems, sowohl was die Ursache, als auch was die spätere Therapie betrifft, eine übergeordnete Rolle einnehmen. Sie ist für die Dynamik in den Kanälen maßgeblich.

Ein Beitrag von Thomas Dunkenberger
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Um das Nervensystem entsprechend der Sichtweise der Tibetischen Medizin in seiner stofflichen und subtilen Form zu verstehen, sollte man in den traditionellen Texten die ausführliche Beschreibung über die Bildung des Nervensystems nachlesen, das direkt bei der Befruchtung der weiblichen Eizelle durch den männlichen Samen beginnt. Als dritte Komponente kommt noch der „individuelle“ Bewusstseinsstrom (= mentales Kontinuum) hinzu. Ohne diese drei Aspekte ist eine bewusste Verkörperung nicht möglich. Dieser Grundaspekt des Bewusstseins (= mentales Kontinuum) wird im weiteren Verlauf der Entwicklung seinen Sitz im Herzzentrum bewahren.

Direkt nach dem Moment der Empfängnis beginnen weitere Differenzierungen durch unterschiedlichste „Winde“. Die Tibetische Medizin beschreibt als einzige der asiatischen naturheilkundlichen Traditionen die Bildung des Fötus bzw. Embryos detailliert in wöchentlichen Schritten. Zuerst bildet sich der sog. Zentralkanal als Sitz der Körperenergie Lung (Wind). Gleichzeitig kommen die beiden seitlichen Nebenkanäle als Sitz der Körperenergien Tripa (Galle) und Peken (Schleim) hinzu. Man kann hier einen Vergleich mit der Bildung des Neuralrohres sowie der Theorie von Entoderm, Mesoderm und Ektoderm ziehen. Diese drei Kanäle wandern in bestimmten zeitlichen Ablaufphasen nach oben und nach unten, wobei die beiden Seitenkanäle den Zentralkanal an spezifischen Lokalisationen umwinden und einen verdichteten Raum bilden. Hierdurch kommt es zu Energieverdichtungen, welche im weiteren Verlauf Energiegeflechte (tib.: khorlo) bilden. Diese Energiegeflechte korrelieren von der Lage her mit den späteren Nervengeflechten bzw. dem Gehirn sowie mit den Hormondrüsen. Die Nervengeflechte, das Gehirn und die Hormondrüsen entsprechen in der tibetischen Sichtweise dem (grob-)stofflichen Aspekt und der jeweilige Raum der Energiegeflechte entspricht dem subtilen Anteil. Diese Achse der drei Kanäle mit den Energiezentren und dem Herzzentrum agieren als Basis für das Bewusstsein (im subtilen Bereich) und formieren damit das zentrale Nervensystem (im grobstofflicheren Bereich).

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