Schwerpunkt
Naturheilpraxis 02/2020

Scrophularia nodosa, eine oft vernachlässigte Heilpflanze

Selten findet man ein derart anschauliches Beispiel für die praktische Umsetzung der Signaturenlehre wie in der Knotigen Braunwurz. Ihre Blüten und Samenstände erinnern optisch wie haptisch an zusammengezogene, indurierte Lymphknoten, wie sie oft bei Patienten mit Lymphknotenschwellungen – meist Kindern – durch die Haut an Hals und Nacken sichtbar und ebenso leicht tastbar sind.

Ein Beitrag von Bernd Hertling
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Botanik und Etymologie

Die Scrophularia ist eine stattliche, ausdauernde Staude, die bis zu einem Meter hoch werden kann. Ihre Blüten sind im oberen Drittel der Staude als filigrane Ähre angeordnet. In den unteren zwei Dritteln finden sich am vierkantigen Stängel große, kreuzgegenständig angeordnete Blätter mit doppelt gesägtem Rand (s. Abb. 1). Dabei entsteht eine ästhetisch sehr ansprechende Optik, die an gotische Fialen1 erinnert (s. Abb. 2). Trotzdem wird die Pflanze leicht übersehen, vermutlich aufgrund ihrer unauffälligen Blüten. Diese sind zum einen deutlich kleiner als ein Kinderfingernagel des kleinen Fingers und zum anderen von bräunlicher Farbe, was in unseren Breiten extrem selten vorkommt (s. Abb. 3). Vergleicht man ihre unscheinbaren Blüten mit jenen von Verbascum (Königskerzen), Digitalis (Fingerhüte) oder Veronica (Ehrenpreis), würde man wohl kaum vermuten, dass diese Pflanzen miteinander verwandt sind. Aber tatsächlich gehören sie alle zur Familie der Braunwurzgewächse und sind die nächsten Verwandten der Scrophularia. Während sich in den Blüten des Fingerhutes bei Unwettern Hummeln verkriechen können, bieten jene der Braunwurz höchstens Blattläusen Deckung. Das Blattgrün der Scrophularia hat eine Neigung zur Düsternis und hinterlässt bisweilen einen Eindruck von saturnischer Schwärze. Die Zugehörigkeit zu diesem wenig beliebten Planeten wird vom abgestandenen, leicht fauligen Aroma, das die Staude umgibt, noch unterstrichen.

Abb. 1: Scrophularia nodosa Bernd Hertling