Schutz und Abwehr
In den vergangenen fünfzig Jahren hat die moderne Wissenschaft deutliche Fortschritte in der Erkennung der Mechanismen des Immunsystems gewonnen und diese Erkenntnisse für therapeutische Zwecke genutzt. Viele Patienten profitieren davon, wenden sich aber an die Naturheilkunde, um nebenwirkungsarme therapeutische Lösungen zu finden oder den Leidensdruck zu verringern.

Erkrankungen, die in direktem Zusammenhang mit der Dysfunktion des Immunsystems stehen, wie Allergien oder Autoimmunerkrankungen, nehmen kontinuierlich zu. Dies ist u. a. den demografischen Veränderungen mit zunehmendem Lebensalter geschuldet. Als weitere Ursachen eines nachlassenden oder fehlgeleiteten Immunsystems werden Infektionen, ein ungesunder Lebensstil und Umweltbedingungen angesehen.
Definition von Abwehr in der TCM
In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) erfüllt das sogenannte Abwehr-Qi oder Wei-Qi die Funktion des Immunsystems. Der Begriff „Qi“ ist nicht einfach zu übersetzen. Am ehesten entspricht er „Energie“ oder „Kraft“ bzw. „Lebenskraft“. In der chinesischen Philosophie ist Qi die Basis aller Erscheinungen des Universums(1). Der Mensch erhält externes Qi über die Atmung und über die Nahrung. Im Körper wird dieses Qi in verschiedene Formen mit unterschiedlichen Funktionen verwandelt.
Das Ursprungs-Qi befindet sich zwischen den beiden Nieren. Es gilt als ursprüngliche Lebenskraft. Über den San Jiao – auch Dreierwärmer genannt – verlässt das Ursprungs-Qi die Nieren. Es gelangt als Nähr-Qi in die inneren Organe und deren Leitbahnen sowie als Wei-Qi oder Abwehr-Qi in die Zwischenräume von Haut und Muskeln, um den Organismus zu schützen und pathogene Faktoren abzuwehren (vergl. Abb. 1). Über die Abwehr-Funktion hinaus wärmt, befeuchtet und nährt das Wei-Qi die Haut und Muskeln, reguliert das Öffnen und Schließen der Poren und damit die Schweißsekretion und die Körpertemperatur.