Mit Wasser heilen
Über Jahrtausende haben sich Menschen mit Wasser geheilt. Mittlerweile muss man fast von einer vergessenen Heilkunst sprechen, denn alles um das Thema Wasser zählt heutzutage eher zum Bereich "Wellness". Dabei können Trinkkuren, Bäder, Güsse oder Dauerbrausen – richtig angewandt –, auch Handfestes wie Herzprobleme, chronisches Müdigkeitssyndrom, Reizdarm, Nasennebenhöhlen-Entzündungen oder Wechseljahresbeschwerden heilen.

„Unser Körper besteht zu 75 Prozent aus Wasser, deshalb kann es – warm oder kalt – heilende Reize setzen“, sagt Gert Dorschner, ärztlicher Leiter der Akademie für Ganzheitsmedizin in Heidelberg (AfG). „Je nach Anwendung wirkt es wie eine Massage, wie Schröpfen, Reflexzonentherapie, Akupressur, Hyperthermie, Elektrotherapie, Lymphdrainage, als eine tiefenwirksame Durchblutungsförderung oder über eine Anregung des Stoffwechsels.“ Dorschner, der aus einer traditionsreichen Naturmediziner-Familie stammt, ist überzeugt, dass Wasser durch die einzigartig variable Cluster-Struktur der H2O-Moleküle Krankheitsinformationen aufnehmen und ableiten kann – wie ein homöopathisches Medikament. Und er weiß, dass Heilung und Regeneration immer im parasympathischen Tonus passiert – also beim Entspannen oder im Schlaf. „Halts Maul, sonst ist die Wirkung faul“, soll deshalb schon Pfarrer Kneipp zu seinen Patienten gesagt haben. Vor oder kurz nach einer Wasseranwendung darf deshalb auch nichts gegessen oder gar Kaffee getrunken werden. Eine sympathikotone Dysregulation, wie sie bei Stress und Anspannung vorliegt, muss vermieden werden, damit Wasser wirken und heilen kann.
Wie Wasser heilt
Aber wie genau heilen Wasseranwendungen? Sie wirken über Reize auf das vegetative Nervensystem, das heißt auf die Atmung, das Herz-Kreislauf-System, die Durchblutung, die Tonisierung der Gefäße, auf die Verdauung und damit auf das Immunsystem sowie auf das Hormonsystem und damit auch auf die Psyche. Das Grundprinzip ist das Auslösen einer Gegenregulation im Körper durch physikalische und thermische Reize. Zudem übernimmt Wasser Aufgaben im Stoffwechsel: Es leitet gelöste Gifte im Körper zur Ausscheidung, lässt alle Körperbereiche miteinander kommunizieren, reguliert den Säure-Basen-Haushalt, die Körpertemperatur und stärkt die Immunabwehr. Nicht umsonst zählen Wasserkuren zu den ältesten und bewährtesten Heilmethoden der Menschheit.