Körperanalyse in der Naturheilpraxis
Bioimpedanz-Verfahren werden im Leistungssport, aber auch immer mehr in Fitnessstudios zur Optimierung des Trainings verwendet. Aber können die Daten aus der Körperanalyse auch in der Naturheilpraxis hilfreich sein – insbesondere bei der Prävention von Stoffwechselstörungen?

Die Zahl der Patienten mit Gewichtsproblemen nimmt ständig zu. Körperliche Inaktivität und eine ungesunde Ernährung sind ein wesentlicher Faktor für die hohe Zahl der sogenannten Zivilisationskrankheiten in den westlichen Gesellschaften. Es ist bekannt, dass insbesondere das viszerale Fett einen Risikofaktor für unter anderem die Entstehung eines Metabolischen Syndroms, von Diabetes und von Herz-Kreislauf-Erkrankungen darstellt. Eine genauere Kenntnis darüber, in welchem Verhältnis bei einem Patienten die Anteile von Wasser, Muskeln, Fettgewebe und Knochen stehen und welchen Anteil vom Fettgewebe das Bauchfett einnimmt sowie Hinweise auf den Zell- und Energiestoffwechsel wären zur Prävention, aber auch Therapie sehr hilfreich. Sehen wir uns zunächst an, welche Befunde aus Anamnese bzw. Wiegen und Vermessen gewonnen werden können.
Das Verhältnis von Körpergröße und Gewicht, das der Body-Mass-Index (BMI) wiedergibt, ist ein erster Anhaltspunkt. Stehen Gewicht und Körpergröße in einem „gesunden“ Verhältnis? Die WHO unterscheidet sechs BMI-Klassen – von Untergewicht bis Adipositas Grad III (siehe Kasten BMI). Der BMI-Wert sagt aber nichts darüber aus, wie Muskeln, Fett und Wasser im Körper verteilt sind. Das ist aber wichtig, denn aus gesundheitlicher Sicht ist das Bauchfett das Problem. Auch muss ein hoher BMI-Wert nicht zwangsläufig auf Übergewicht hinweisen. Der amtierende Schwergewichtsweltmeister der WBC im Boxen, Tyson Fury, hat zum Beispiel bei einer Größe von 2,06 m und 122 kg Gewicht einen BMI von 28,75 – Rechenweg: 122 : (2.06 × 2,06). Der hohe Muskelanteil bei Tyson Fury wiegt eben schwer. Das Fury-Beispiel zeigt deutlich, dass Analysedaten – ebenso wie bei Laborwerten – nicht isoliert bewertet werden können, sondern immer in Bezug zum jeweiligen Menschen gesetzt werden sollten.
Aussagekräftiger in Bezug auf das viszerale Fett und leicht zu bestimmen ist die Waist-to-Height-Ratio, also das Verhältnis von Taillenumfang zur Körpergröße – Berechnung: Taillenumfang in Zentimeter geteilt durch Körpergröße in Zentimeter. Bei jüngeren Menschen sollte der Wert unter 0,5 liegen, ab zirka 50 Jahren unter 0,6. Höhere Werte weisen auf ein erhöhtes Bauchfett mit allen daran gekoppelten Risiken hin.
Aus Körpergröße, Gewicht, Geschlecht und Alter lässt sich der Grundumsatz abschätzen. Im Internet finden sich zahlreiche Webseiten, die aus diesen Angaben den Grundumsatz berechnen. Hinterlegt ist meist die sogenannte Harris-Benedict-Formel, die bereits seit über 100 Jahren eine gute Abschätzung erlaubt. Der Grundumsatz ist diejenige Energiemenge, die der Körper zur Aufrechterhaltung seiner Grundfunktionen wie z. B. Atmung, Herztätigkeit und Stoffwechsel benötigt. Damit hat man einen Richtwert für den täglichen Kalorienbedarf.
Aus dem Blutdruck und der Pulsfrequenz kann abgeschätzt werden, ob der Grundumsatz erhöht oder erniedrigt ist. Die sogenannte Read-Formel lautet: Abweichung des Grundumsatzes von der Norm in Prozenten = 0,75 × (Pulsfrequenz pro Minute + 0,74 × Blutdruckamplitude) – 72
Die Aussagekraft der Read-Formel hängt von vielen Faktoren ab, verbessert sich aber, wenn Durchschnittswerte von Messungen über einen längeren Zeitraum und bei immer gleichen Bedingungen genommen werden. Zum Beispiel kann der Patient über eine Woche immer morgens noch vor dem Aufstehen Puls und Blutdruck bestimmen.
BMI-Klassen nach WHO
unter 18,5: Untergewicht
18,5–24,9: Normalgewicht
25–29,9: Übergewicht / Präadipositas
30–34,9: Adipositas Grad I
35–39,9: Adipositas Grad II
über 40: Adipositas Grad III
Die Bioimpedanzmessung
Bei der sogenannten Bioimpedanzmessung (BIA-Messung) wird elektrischer Niederspannungsstrom durch den Körper geleitet (s. Abb. 1 und 2). Der Widerstand der Körpergewebe gegen den Stromfluss wird gemessen und die gewonnenen Daten werden zur Berechnung von Parametern der Körperzusammensetzung genutzt. So werden unter anderem folgende Werte1 bestimmt:
- Verhältnis von Fett- zu Muskelgewebe
- Anteil der Fettmasse am Körpergewicht
- Skelettmuskelmasse in Abhängigkeit vom Alter
- Phasenwinkel
- Verhältnis von extrazellulärem Wasser zum Gesamtkörperwasser
- Anteil des viszeralen Fetts
- Ruheenergieverbrauch (Grundumsatz)
Mit der Bestimmung von Gewicht, Größe und Taillenumfang kann zwar auch – einfach durch Wiegen und Messen – eine erste Risikoeinschätzung gewonnen werden. Die Ergebnisse aus der BIA-Messung gehen aber deutlich darüber hinaus. Eine Fehlinterpretation des BMI, wie wir am Beispiel des Boxers Tyson Fury gesehen haben, wäre bei einer BIA-Messung nicht möglich. So wird die Skelettmuskelmasse nicht nur in Bezug zum Body-Mass-Index gesetzt, sondern auch zu den Werten anderer Menschen desselben Alters, Geschlechts und derselben Ethnie. Auch der Anteil der Fettmasse am Körpergewicht und vor allem die Menge des viszeralen Fetts geben wichtige Hinweise für die Risikobewertung von Diabetes, Fettstoffwechselstörungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.


In die Berechnung des Phasenwinkels fließen zum einen die unterschiedlichen Wasseranteile von Muskel- und Fettgewebe und der damit verbundene Widerstand auf elektrischen Strom ein. Zum anderen spielen die Eigenschaften von Zellmembranen unter Wechselstrom eine Rolle, genauer das Laden und Entladen der Zellmembranen. Der Phasenwinkel gibt Auskunft über die Zellqualität und spiegelt somit die Zellgesundheit wider. Gesunde Zellen haben einen Phasenwinkel über 4,8 Grad. Entzündungen oder Wassereinlagerungen sorgen für niedrigere Phasenwinkelwerte.
Die Werte aus der BIA-Messung liefern einen guten Überblick über den Trainingszustand der betreffenden Person und den Ernährungszustand der Körperzellen. Besitzt der Proband zu wenig Muskulatur in Bezug auf Alter und Geschlecht? Besitzt er zu viel Fett und wie ist es verteilt? Was sagt der Phasenwinkel über die Zellgesundheit und wie steht es um das Verhältnis von extrazellulärem Wasser zum Gesamtkörperwasser?
Weightcheckers
Im Jahr 2010 startete die Weightcheckers GmbH als Joint Venture mit der japanischen Tanita Corporation. Die Weightcheckers übernahmen den Vertrieb der Körperanalysegeräte des japanischen Partners. Im Laufe der Zeit erweiterte sich das Angebot um 3D-Scanner, weitere metabolische Testgeräte und Trainingsgeräte.
In München unterhalten die Weightcheckers ein Competence-Center. Dort können sämtliche Analyse- und Trainingsgeräte getestet werden. Auch besteht die Möglichkeit für Therapeuten, Patienten dort analysieren zu lassen, die gewonnenen Daten gehen an die Praxis.
Kontakt zu den Weightcheckers:
Weightcheckers GmbH
Martin-Kollar-Str. 5
81829 München
Tel.: 089 – 30 90 456 124, www.weightcheckers.com, info@weightcheckers.com
Fazit
Für die Prävention und Therapie von Stoffwechselstörungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind eine gesunde Ernährung sowie sportliche Aktivitäten – zumindest Bewegung – zentrale Bausteine. BIA-Messungen können die Wirksamkeit der Maßnahmen kontrollieren. Sie können dokumentieren, ob und wie der Muskelaufbau und Fettabbau vorankommen. Gegebenenfalls können die Maßnahmen angepasst werden. Verbesserungen der Werte stellen eine Motivation und Bestätigung für den Patienten dar, dass er auf dem richtigen Weg ist und seine Compliance Früchte trägt. Werte aus BIA-Messungen können selbstverständlich Laborwerte oder andere Verfahren wie Ultraschall nicht ersetzen, wenn es darum geht, Diabetes, Schilddrüsenstörungen oder ein Metabolisches Syndrom zu diagnostizieren. Aber sie können einen Beitrag zur Risikoeinschätzung liefern und Maßnahmen zur Vorbeugung unterstützen.