Krebsforum
Naturheilpraxis 09/2021

Kann man Krebs im Auge sehen?

Ein Deutungsversuch

Als ich angefragt wurde, einen Bericht zu verfassen für das Krebsforum unter dem speziellen Aspekt der Augendiagnose, musste ich erst einmal schlucken. Das ist tatsächlich ein "heißes Eisen". Nach meinen Recherchen gibt es in den letzten 10 Jahren nur wenige Artikel in dieser Zeitschrift, die diese Thematik behandeln bzw. erwähnen. Die Frage, ob Krebs in der Iris zu sehen ist bzw. ob es typische Krebszeichen gibt, stellt sich immer wieder.

Ein Beitrag von Petra Kropf
Lesezeit: ca. 10 Minuten

Auch Patienten fragen in der Praxis, ob ich „da was sehen kann, weil die Mutter oder der Vater… Krebs haben“. Nach meinen bisherigen Erfahrungen bzw. auch denen geschätzter Kollegen gibt es zwar Hinweiszeichen auf eine Tendenz zur bösartigen Entartung, aber gerade bei den genotypischen und konstitutionellen Zeichen können wir nie mit Sicherheit sagen, ob sich das Merkmal im Lauf des Lebens realisiert, und falls es das tut, zu welchem Zeitpunkt. Auch der Begriff „Krebszeichen“ muss hinterfragt werden. Kann ein Zeichen in der Iris in realistischen Zusammenhang gebracht werden mit dem komplexen Geschehen einer Tumorerkrankung? Wo ist der Auslöser für den Tumor? Ist es das Organ selbst, das in seiner Anlage schwach ist? Ist es das Immunsystem? Ist es die Übersäuerung? Wie zeigen sich dann systemische Tumorerkrankungen im Auge?

Letztendlich wissen wir nach den derzeitigen wissenschaftlichen Erkenntnissen, dass Krebs ein multikausales Geschehen ist. Die Genetik spielt ursächlich eine Rolle, aber nur bei etwa 5–10 % der Krebserkrankungen (1), und zwar v. a. bei Tumoren an Brust, Ovarien und Darm. Aus diesen Zahlen können wir folgern, dass auch die genotypischen Iriszeichen nur eine bedingte Aussagekraft hinsichtlich der Entwicklung eines Tumorgeschehens haben. Neben der Genetik ist der Lebensstil von Bedeutung bei der Krebsentstehung, und zwar v. a. im Hinblick auf Ernährung und Bewegung, der Einfluss umweltbedingter Noxen (Strahlen, chemische Substanzen, Feinstaub etc.), Nikotin, Alkohol und natürlich das leidige Thema Stress. Aber all das war auch in der nicht mehr ganz jungen augendiagnostischen Literatur bekannt: Günter Lindemann spricht in seinem Augendiagnostiklehrbuch davon, dass „Krebs das Symptom einer multikausalen und multifaktoriellen Krankheit“ ist (2). Daher ist es in der augendiagnostischen Betrachtung angeraten, nicht ein einzelnes Zeichen auf seine Aussagekraft hinsichtlich des Krebsgeschehens zu beurteilen, sondern immer die Summation der Zeichen zu beachten. Dazu schrieb Josef Karl mit seiner wirklich langjährigen Praxiserfahrung in ebendieser Zeitschrift im August 2002: „Das Krebszeichen in der Iris gibt es nicht, […] eine „informierte Vermutung“ ergibt sich durch die Kombination diverser Zeichen“ (3). Er verweist dabei auf das Handbuch von Josef Angerer und dessen Abbildungen zur Karzinomgenese (4) und führt im Anschluss daran einige infrage kommende Zeichen auf. Auch der Altmeister Rudolf Stolz wies in einem Vortrag auf der Münchner Fachtagung des AK Josef Angerer im Jahr 2006 darauf hin, dass Krebs oder Krebsverdacht in der Augendiagnose nicht an einem einzelnen Zeichen festgemacht wird und bestätigt somit die Aussagen Angerers und Karls. Ist der Krebs nämlich vor allem lebensstilbedingt, z. B. durch exzessiven Nikotingenuss, so werden wir vermutlich in der Iris keine angelegten Strukturzeichen finden. Wohl aber könnten sich durch äußere Noxen im Lauf der Zeit Reizzeichen, Depositionszeichen oder Pigmente bilden. Auch das Gefäßsystem reagiert auf äußere Einflüsse und ist daher ein Indikator für Lebensstil und Bedingungen der Umwelt.

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