Fachforum
Naturheilpraxis 09/2021

Hilfsmittel zur Augendiagnose – ein Produktvergleich

Die Augendiagnose ist ein naturheilkundliches Diagnoseverfahren, das dem Kundigen aus der Betrachtung des Auges Informationen zu den Anlagen, Stärken und Schwachpunkten eines Menschen liefert. Informationen, die so einfach mit kaum einer anderen naturheilkundlichen Methode eruiert werden können. Der Beitrag beleuchtet die technischen Hilfsmittel, die zu einer exakten Befundermittlung und Dokumentation erforderlich sind.

Ein Beitrag von Hermann Biechele
Lesezeit: ca. 18 Minuten
Hermann Biechele

Die Augendiagnose kann dazu beitragen, Hintergründe zur Entstehung von Erkrankungen zu verstehen und Zusammenhänge zu erkennen. Damit liefert sie eine wertvolle Grundlage für die Prävention und Therapie und ermöglicht eine maßgeschneiderte, individuelle Behandlung auf Basis genetischer und konstitutioneller Faktoren. Augendiagnose bedeutet, einen ganzheitlichen Befund aus dem Auge zu erheben.

Die aus der Iris festgestellten Merkmale dienen nicht der Diagnose von Krankheiten im klinischen Sinn. Sie geben vielmehr Auskunft über „Schwachstellen“ des Organismus, welche die Entstehung von Krankheiten begünstigen. Ob und wann daraus eine Funktionsstörung oder „echte“ Krankheit mit entsprechenden Symptomen wird, hängt von vielen Faktoren ab, z. B. von unserer Ernährung, Stress, Schadstoffbelastung usw. Werden solche Schwachstellen frühzeitig erkannt, bietet uns das die Chance, lange vor Ausbruch einer Krankheit mit einem entsprechenden Lebensstil und naturheilkundlicher Therapie entgegenzusteuern. Damit ermöglicht die Augendiagnose eine gezielte Prophylaxe. So ist sie ein wertvolles Instrument bei der Aufstellung eines Therapiekonzeptes, weil sie uns bereits frühzeitig organübergreifende Zusammenhänge für den Weg in ein mögliches Krankheitsgeschehen zeigt. Und das bereits zu einem Zeitpunkt, wo die klinischen Diagnosewerkzeuge (z. B. Ultraschall, Röntgenbild, Blutbefund usw.) noch keinen eindeutigen Befund erbringen (können).

Dabei ist die Augendiagnose keinesfalls als Ersatz für klinische Methoden zu sehen, sondern als wichtige zusätzliche diagnostische Hilfe für naturheilkundlich denkende und handelnde Therapeuten.

Vorteile der Augendiagnose

Die Augendiagnose

  • ermöglicht, Schwachstellen für die Entwicklung von Erkrankungen zu erkennen, lange bevor diese klinisch erkannt werden.
  • liefert einzigartige Hintergrundinformationen zu den Ursachen und Zusammenhängen einer Erkrankung. Sie bietet damit eine wichtige Orientierung bei der Wahl weiterer Diagnose- und Therapieverfahren.
  • liefert wertvolle Hinweise für eine absolut individuelle, patientenorientierte Behandlung.
  • lässt sich mit allen anderen naturheilkundlichen oder schulmedizinischen Verfahren kombinieren.
  • erfordert nur wenig Zeit – mit der entsprechenden Erfahrung geht das in wenigen Minuten.
  • kann in ihrer einfachsten Form bereits mit einer Lupe Informationen über die Konstitution des Patienten liefern.
  • ist nicht-invasiv, hat keinerlei Nebenwirkungen und ist damit für alle Patienten geeignet.

Möglichkeiten und Grenzen der Augendiagnose

Die Augendiagnose ist ein außergewöhnliches, in der naturheilkundlichen Praxis seit Langem bewährtes Diagnoseverfahren. Ihre in einigen Studien „bewiesene“ Untauglichkeit widerspricht dabei all unserer Praxiserfahrung. Damit Augendiagnose aber nicht zum „Reflexfeld für die Fantasie des Betrachters“ (Josef Deck) wird, sollte man um ihre Möglichkeiten und Grenzen wissen.

Was die Augendiagnose leisten kann

Wir finden in der Iris verschiedenartige Zeichen, die entweder genetischen Ursprungs bzw. angeboren sind oder erworben wurden. Wir erkennen diese Phänomene als individuelle Varianten einer „Idealiris“. In diesem Sinn ist Augendiagnose zuallererst Phänomenologie. Aber es bleibt nicht bei der reinen Beschreibung. Vielmehr greifen wir auf Erfahrungen zurück, die wir zu den beobachteten Phänomenen haben. Augendiagnose beruht also zu großen Teilen auf Empirie. In einem letzten Schritt ziehen wir dann entsprechend dem naturheilkundlichen Denkmodell therapeutische Schlussfolgerungen. Das ist im besten Sinn Evidenz. Die Augendiagnose gewährt also Einsicht in Funktionsstörungen eines Systems, beziehungsweise in systemübergreifende Zusammenhänge. Wir sehen die Iris mit ihrer ganz individuellen Struktur und fragen: Was könnte zu dieser Zeichensetzung geführt haben? Welche Funktionsstörung oder Fehlsteuerung rückt dadurch in den Blickwinkel und was bedeutet das für den Patienten? Welche Krankheiten könnten im Rahmen einer solchen Konstellation entstehen?

  • Augendiagnose ist Stoffwechseldiagnostik: Der Stoffwechsel unterliegt naturgemäß einem dauernden Wandel zum Zweck der Anpassung an die Lebensumstände (Alter, Lebensweise, Ernährung usw.). Oft lange vor ihrer klinischen Erfassbarkeit lassen sich die Auswirkungen von Stoffwechselfehlsteuerungen im Auge erkennen: Zum Beispiel durch die Neubildung von Fremdpigmenten, Ablagerungen im Augenweiß, in der Hornhaut, in der Bindehaut oder im Augenumfeld.
  • Augendiagnose ist Mesenchymdiagnostik: Die Iris ermöglicht einen unmittelbaren Blick auf das Mesenchym als das entscheidende System der Grundregulation. Dichte und Anordnung der Irisfasern, Abweichungen vom normalen Kolorit, Vaskularisationen und vieles mehr erlauben Rückschlüsse auf entsprechende Funktionsstörungen.
  • Augendiagnose ist „Organdiagnostik“: Strukturzeichen (Lakunen, Waben, Krypten, Defektzeichen) gelten von jeher als Organschwäche-Zeichen im naturheilkundlichen Verständnis und dürfen nicht als Zeichen einer Organkrankheit im klinischen Sinn gewertet werden. Vielmehr kennzeichnen sie Schwachstellen, an denen bei Überschreiten der Belastungsgrenze der Einbruch erfolgt.
  • Augendiagnose ist neurologische Diagnostik: Die Prüfung der Pupillenreaktion ist Teil der klinisch-neurologischen Diagnostik. Die Irisdiagnose beachtet darüber hinaus Pupillenentrundungen als weiteren Hinweis auf ein gestörtes neurovegetatives Wechselspiel, dessen Ursachen beziehungsweise Auswirkungen wir in den zugehörigen Irissektoren suchen. Neben diesen aktuellen Verhältnissen finden wir auch konstitutionelle Merkmale des Vegetativums, zum Beispiel an der Struktur des Pupillensaums oder in Größe und Verlauf der Iriskrause.
  • Augendiagnose ist Gefäßdiagnostik: Unverständlicherweise wird die Gefäßdiagnostik – auch von vielen Augendiagnostikern – oft vernachlässigt. Dabei erhalten wir beim Blick ins Augenweiß einen sehr einfachen, schnellen und unmittelbaren Eindruck von den Gefäßverhältnissen, auch wenn diese nicht eins zu eins auf die Gefäßsituation im Körper übertragbar sind.

Die Konstitutionsdiagnostik ist eine zentrale Stärke der Augendiagnose. Die Konstitution ist die Summe aller angeborenen und grundlegenden Anlagen des Menschen. Sie stellt die Leitschiene in die Pathologie dar und dient als Basis für die weitere Differenzierung des Individuums. Die von der Augenfarbe vorgegebene Grundkonstitution wird moduliert durch Dispositionen und Diathesen. Das ergibt dann doch einen sehr individuellen „Steckbrief“. Die Disposition erkennen wir an typischen Merkmalen der Irisstruktur. Sie erhellen den genetischen Schwachpunkt („Locus minoris resistentiae“) und zeigen, wo bei Überlastung der Einbruch erfolgen könnte. Die Diathese erkennen wir an den reflektorischen Zeichen, Fremdpigmenten und typischen Gefäßmustern. Sie signalisieren die genetisch geprägte Reaktionsweise und den zugehörigen Reaktionsort („Locus majoris reactionis“).

Im Bild gesprochen heißt das: Die Iris zeigt den nicht-auswechselbaren „Boden“, auf dem die „Pflanzen“ des gelebten Lebens wachsen. Dieses Wissen um den Zusammenhang zwischen genetischen Schwachstellen, belastenden Auslösemechanismen und daraus resultierender Organfunktionsstörung oder Erkrankung erweitert die therapeutischen Strategien enorm. Gleichzeitig haben wir damit auch die Chance für eine echte Prophylaxe. Bewährt ist das „Rezept aus dem Auge“ mit den Komplexmittelreihen zahlreicher biologischer Firmen.

Was die Augendiagnose nicht leisten kann

Augendiagnose liefert keine klinische Organdiagnose. Im Auge sehen wir ja nicht die Organe selbst, sondern nur musterartig typische Zeichen an den Reflexstellen eines Organs. Die einfache Zuordnung eines bestimmten augendiagnostischen Zeichens zu einer bestimmten klinisch definierten Krankheit ist also nicht möglich. Dieser Zusammenhang erschließt sich erst durch die „Übersetzung“ in die Anatomie, Physiologie und (Allgemeine) Pathologie. Die Augendiagnose macht „in ihren physiologischen und pathologischen Aussagen einen wesentlichen Unterschied zwischen dem klinisch Gesunden und dem konstitutionell Gesunden und zeigt die anlagebedingten Schwächen eines Menschen, seine genetisch geprägte individuelle und familiäre Pathologie auf.“ (Jürgen Rehwinkel/Sigolt Wenske)

Wichtig: Allein mithilfe der Augendiagnose lassen sich klinisch definierte Krankheiten also nicht zuverlässig diagnostizieren. Auch akute Geschehnisse spiegeln sich nur bedingt im Auge wider. Mithilfe der Augendiagnose lassen sich zwar Schwachstellen erkennen, aber keine Vorhersagen treffen, wie sich diese in Zukunft entwickeln werden. Und wie bei den meisten ganzheitlichen Verfahren lässt sich das volle Potenzial der Augendiagnose nur mit viel Erfahrung und einem geschulten Blick nutzen.

Technische Hilfsmittel zur Augendiagnose

Einige Hinweise bekommen wir bereits mit freiem Auge. Für eine exaktere Befunderhebung braucht es aber Hilfsmittel: die Lupe oder ein Mikroskop.

Die Lupe

Die Lupe ist das einfachste Hilfsmittel für die Betrachtung des Auges. Sie ist ideal für den Hausbesuch und zur Untersuchung von Kleinkindern.

  • Es gibt Lupen mit eingebauter Leuchtquelle mit dem Vorteil: Man hat eine Hand frei, um z. B. das Oberlid anzuheben.
  • Bei Lupen ohne eigene Leuchtquelle benötigt man zusätzlich eine Untersuchungslampe mit dem Vorteil: Der Einfallswinkel des Lichts kann variiert werden. Das erlaubt eine genauere Beurteilung von partiellen Aufhellungen und Abdunkelungen oder der Struktur von Zeichen und Pigmenten.

Die oft geführte Diskussion, welche Variante besser ist, erübrigt sich, denn man muss die eingebaute Beleuchtung ja nicht einschalten und kann dafür eine Untersuchungslampe verwenden. Wichtiger und in jedem Fall empfehlenswert ist eine hochwertige und möglichst verzeichnungsfreie Lupe (Aplanat) mit einer 5- bis maximal 8-fachen Vergrößerung und nicht zu großem Durchmesser.

Die Lupe ist leicht zu transportieren und damit ideal für den Hausbesuch Hermann Biechele

Das Irismikroskop

Das Irismikroskop ist für eine detailliertere Augendiagnose unverzichtbar. Die Anschaffung eines solchen Gerätes bedeutet allerdings eine nicht unerhebliche finanzielle Investition. Die Preisspanne zwischen den einzelnen Geräten variiert gewaltig und ist von deren qualitativen bzw. konstruktiven Eigenschaften abhängig. Vor dem Kauf sollte man sich daher über einige wichtige Fragen im Klaren sein:

  • Was möchte ich mit dem Mikroskop machen? – Nur Augen-/Irisdiagnose, Befunddokumentation durch Fotografie, klinische Diagnose von Erkrankungen der vorderen Augenabschnitte?
  • Welche Wünsche und Anforderungen habe ich an ein Gerät? – Einfache Handhabung, verschiedene Vergrößerungsstufen, Filtermöglichkeiten?
  • Welche Optionen habe ich für die Zukunft? – Erweiterungsmöglichkeiten (z. B. Fotoansatz), spätere Nachrüstung?

Grundsätzlich sind bei jedem Irismikroskop drei Elemente ausschlaggebend für die Qualität des Gerätes: die Optik, Mechanik und die Lichtquelle.

Irismikroskop mit Kamera in der Seitenansicht Hermann Biechele
Irismikroskop mit Kamera und Kinnstütze von vorne Hermann Biechele

1. Die Optik

Optische Güte: Eine optimale Entspiegelung (Vergütung) aller Glasflächen führt zu einem deutlichen Helligkeitsgewinn bzw. geringerem Lichtbedarf (Blendung!). Das ist bei allen neueren Mikroskopen Standard.

Vergrößerung: Ein mehrstufiger Vergrößerungswechsler mit festen Vergrößerungsstufen liefert immer die gleichen Abbildungsmaßstäbe. Das ermöglicht eine bessere Beurteilung der Größenverhältnisse. Ein stufenloser Vergrößerungswechsler (Zoom) liefert übergangslos variierende Abbildungsgrößen und damit einen optimalen Abbildungsmaßstab. Das war bei der analogen Fotografie ein Vorteil, weil man den gewünschten Bildausschnitt auswählen konnte. Mit der digitalen Fotografie hat sich das im Prinzip erübrigt.

2. Die Mechanik

Die Mechanik verbindet Mikroskop und Beleuchtung und dient der exakten Positionierung des Beobachtungsfeldes (Ausleuchtung und Scharfstellung).

Anforderung: Einfache Bedienung in allen Funktionsebenen des Mikroskops

  • in der Vertikalebene: Höheneinstellung,
  • in der Horizontalebene links-rechts: Seiteneinstellung,
  • in der Horizontalebene vor-zurück: Fokussierung für eine scharfe Abbildung.

Einhandbedienung: Sie ermöglicht die Einstellung in der Horizontalebene (links-rechts, vor-zurück) und die Höheneinstellung sehr bequem mit einem einzigen Steuergerät: Dieser 3-Koordinatensteuerhebel („Joystick“) ist bei neueren Geräten bereits Standard. Vorteil: Man hat eine Hand frei, um z. B. das Oberlid anzuheben.

Zweihandbedienung: Die zur Zentrierung und Fokussierung notwendigen Führungen des Mikroskops werden mit verschiedenen Steuerteilen vorgenommen.

3. Die Lichtquelle

Anforderung: farbneutrale Ausleuchtung, regelbare Lichtstärke, möglichst geringe Wärmeabstrahlung

Leuchtquelle: Als Leuchtquelle dienen Halogenlampen (bei moderneren Geräten) oder Niedervoltglühlampen (bei älteren Geräten), wobei die Halogenlampe wegen ihrer hohen Leuchtdichte und Farbtemperatur zu bevorzugen ist. Gelbverfärbungen können damit besser erkannt werden.
Die neuesten Modelle besitzen eine LED-Beleuchtung.

Diffusor: ermöglicht eine gleichmäßige Ausleuchtung des Blickfeldes

Farbfilter:

  • grün: zur Kontraststeigerung, z. B. bei der Beobachtung von Blutgefäßen (Rotfreifilter)
  • grau: zur Reduzierung der Lichtmenge bei gleichbleibender Farbtemperatur
Spaltlampenfotografie Hermann Biechele

Eine Besonderheit ist die Spaltlampe. Sie ermöglicht eine in Länge und Breite (Lichtspalt) bzw. Einfallswinkel veränderliche Beleuchtung der vorderen Augenabschnitte einschließlich der Linse. Durch die damit möglichen speziellen Beleuchtungsarten – direkte, indirekte, regrediente, streuende sklero-korneale Beleuchtung – lassen sich bestimmte Veränderungen der Hornhaut, der Linse und des Glaskörpers besser darstellen. Zur Übersichtsbetrachtung der vorderen Augenabschnitte (Konjunktiva, Hornhaut, Iris, Linse), wie sie üblicherweise bei der Augendiagnose erfolgt, ist eine Spaltlampe jedoch nicht notwendig.

Dokumentationshilfen

Für die Dokumentation der Befunde stehen grundsätzlich zwei Methoden zur Verfügung: die manuelle und die fotografische Dokumentation.

  1. Manuelle Dokumentation
    Die einfachste Art zu dokumentieren ist das Zeichnen. Darüber hinaus hat es einen zusätzlichen Lerneffekt, weil das Zeichnen nicht nur visuelle, sondern auch „manuelle“ Informationskanäle bedient. Es gibt auch Karteikarten, in denen ein Irisschema eingedruckt ist. Ein etwas erweitertes Formular, das ich mir selbst für die Praxis erstellt habe, können Sie hier kostenlos herunterladen: ak-augendiagnose.de/index.php/service-a-info.
  2. Fotografische Dokumentation
    Die digitale Fotografie ist eine elegante und schnelle Möglichkeit, den Augenbefund zu dokumentieren. Das geht bereits mit einer einfachen Kamera, Smartphone, Spiegelreflexkamera oder einer spiegellosen Systemkamera. Mit ein wenig Übung gelingen oft erstaunlich gute Fotos – sogar „aus der freien Hand“. Besser geht es mit einer Kinn-Stirnstütze für die Patienten und einer festen Halterung (Stativ) für die Kamera. Es gibt außerdem Mikroskope, die neben den Okularen einen Kameraanschluss besitzen. In diesem Fall kann man durch die Okulare die Augen betrachten und parallel dazu das Foto machen.

Manche Patienten schätzen die Erklärung ihres augendiagnostischen Befundes anhand der Fotografie. Für mich waren die Fotografien darüber hinaus eine große Hilfe für die Nachbeurteilung in entspannter Situation ohne Zeitdruck. Zum einen habe ich immer wieder etwas übersehen, das dann im Bild auffällt. Aber auch für einen Zeitvergleich ist die Fotodokumentation unschlagbar. Wenn zum Beispiel Patienten nach längerer Zeit mit einer ganz neuen und oft genug schwerwiegenden Diagnose kommen, habe ich mir immer wieder die Frage gestellt, ob ich früher im Auge etwas übersehen habe. Der Zeitvergleich liefert dann die unzweideutige Antwort.

Persönliche Erfahrung

Der Blick in das lebendige Auge hat mich vom ersten „Augenblick“ an fasziniert. Es war ein langer Weg vom „Sehen lernen“ über die „Erkennung von typischen Mustern im Auge“ zur „Zeichendeutung“ im naturheilkundlichen Kontext. Während meiner Ausbildung an der Josef-Angerer-Schule habe ich mit der Lupe geübt. In der eigenen Praxis hatte ich von Anfang an ein Mikroskop und dokumentierte die Befunde schriftlich oder als Zeichnung in der Karteikarte. Später erweiterte ich das Mikroskop mit einer Fotografie-Einrichtung und kam zur Bilddokumentation – anfangs mit Dias und jetzt natürlich digital. Eines darf man dabei aber nicht vergessen: Lupe, Mikroskop und Kamera sind nur Hilfsmittel für die Erstellung und Dokumentation eines Befundes. Die Übersetzung in eine Diagnose und ein entsprechendes Therapiekonzept können diese Geräte nicht leisten.

Erfahrungsbericht von Petra Kropf zur Spaltlampe

Der Blick durchs Irismikroskop ist für mich wie das Tor zu einer anderen Welt, nämlich dem Mikrokosmos unseres wunderbaren Körpers. Die vielfältigen Strukturen des Auges bzw. der Iris in der Vergrößerung zu sehen, hat neben der fachlichen Aussagekraft eine starke Faszination. Um das nachzuvollziehen, empfehle ich einen Blick auf die Website eines Fotografen, der auch Iriden fotografiert, etwa von Suren Manvelyan (www.surenmanvelyan.com).

Ich verwende eine Spaltlampe von Zeiss (keine nähere Bezeichnung). Ich schätze dabei, dass ich einen lebendigen Eindruck habe, weil ich z. B. das Bewegungsspiel von Auge und Pupille sehe sowie die Gefäßdynamik. Außerdem bekomme ich einen räumlichen Eindruck von der Iris, von ihrer Form (gewölbt oder eingesunken) und auch von speziellen Strukturen, z. B. der Tiefe einer Lakune. Dies kann ich über eine Aufnahme nicht so gut erkennen. Zugleich habe ich die Möglichkeit, dank einer zusätzlich montierten Kamera den Blick ins Auge festzuhalten und zu dokumentieren. Leider nicht mit sofortiger Verbindung zum PC, was sich aber sicher noch einrichten ließe. Durch die Einhandbedienung habe ich die zweite Hand frei z. B. für Notizen oder zum Heben des Augenlids. Es gibt die Möglichkeit unterschiedlicher Vergrößerungsstufen, wenn ich eine Struktur näher betrachten bzw. fotografieren will.

Ein bisschen problematisch ist die Abhängigkeit vom Lichteinfall in der Praxis. Mein Gerät steht aus räumlichen Gründen so, dass das Licht von der Seite kommt (Abb. 1). Da ich ein großes Fenster habe, muss ich bei starkem Sonnenschein etwas verdunkeln, weil sonst Spiegelungen auf dem Auge stören. In der vorigen Praxis saß der Patient mit dem Rücken zum Fenster (Abb. 2), das war günstiger. Aber man kann ja durchaus Lichtquellen verändern, zuschalten oder auch eine Abschirmung aufstellen.

Durch den Blick ins Mikroskop komme ich dem Patienten auf eine ganz spezielle Weise näher, ich erhalte Informationen über ihn, die ich über die Anamnese bzw. körperliche Untersuchung so nicht bekomme.

(Bericht von Petra Kropf, Heilpraktikerin, Gars am Inn)

Abb. 1: Das seitlich einfallende Licht kann manchmal Reflexionen auf der Iris produzieren; man könnte eine kleine Abschirmung (Paravent o. ä.) aufstellen, um dies zu verhindern Hermann Biechele
Abb. 2: Die Einhandbedienung ermöglicht das Benutzen der freien Hand für Aufzeichnungen etc. Hermann Biechele
Abb. 3: In der Vergrößerung kann man die Tiefendimension der Strukturzeichen gut erkennen Hermann Biechele

Erfahrungsbericht von Birgitte Anzenhofer zur Eye-Diagnostic-Unit

Für die Dokumentation fotografiere ich mit der Eye-Diagnostic-Unit. Sie besteht aus einer Spiegelreflexkamera mit Makroobjektiv. Ein Reflextunnel verhindert Spiegelungen auf der Hornhaut.

Bei mir steht das Gerät nicht optimal, d. h. gegen den seitlichen Lichteinfall vom Fenster behelfe ich mir mit einem Tuch, das Spiegelungen reduziert. Das genügt für mich für den Alltag. Das Gerät kann ich seitlich und in der Höhe verstellen. Auch die Stütze für den Patienten ist in der Höhe verstellbar. Beim mir sitzt der Patient auf einem höhenverstellbaren Hocker. So kann ich auch Kinderaugen ruckzuck gut fotografieren. Die Kinder sitzen oft zusätzlich auf dem Schoß der Eltern. Über das Kameradisplay habe ich dann eine schnelle Rückmeldung, ob geblinzelt wurde. Über ein Kabel zu meinem Laptop mit Touchscreen werden die Bilder schnell und unkompliziert übertragen (Abb. 4), sodass die Patienten ihre Iris sofort sehen können und ich die Bilder schnell in meiner Dokumentation habe. Das ist für mich wichtig, da ich oft nur kurz am Anfang oder Ende der Stunde ein Bild mache und mich dies nicht so viel Zeit kosten soll, neben der Anamnese und Behandlung.

Abb. 4: Eye-Diagnostic-Unit mit angeschlossenem Laptop Hermann Biechele

Es gibt einen speziellen Autofokus auf die Iris für ein gutes, schnelles Bild. Jedoch fällt ein kleiner Schärfeunterschied beim Heranzoomen zwischen hellen und dunklen Augen auf. Der Fokus ist besser bei höherem Kontrast, d. h. bei dunklen Augen.

Bei Sektoraufnahmen mit Vergrößerung oder sehr hellen Augen ist die manuelle Einstellung des Fokus zu empfehlen (Abb. 5 und 6). Es braucht jedoch etwas Übung in der manuellen Einstellung und die optimale ISO (Belichtung) muss für helle und dunkle Iriden gefunden werden (bei mir sind das ISO 250 und ISO 400).

Abb. 5: Fotografie mit der Eye-Diagnostic-Unit (Auge; männlich, 39 Jahre) Hermann Biechele
Abb. 6: Zoom mit der Eye-Diagnostic-Unit (Augenwinkel; männlich, 79 Jahre) Hermann Biechele

Zusammenfassend ist das Gerät für mich eine super Möglichkeit, um schnell und unkompliziert die Augen zu dokumentieren (v. a. für Veränderungen und Repertorisation) und mit den Patienten ihre Augen zu besprechen. Der Autofokus ist nicht immer optimal und der Stand des Augendiagnostik-Gerätes ist wegen dem Lichteinfall und dabei entstehenden Spiegelung wichtig. Wer sehr scharfe sektorale Bilder haben möchte, muss sich entweder in der manuellen Einstellung üben oder ein anderes Gerät wählen. Die Kamera ist auch privat nutzbar und kann leicht demontiert werden.

(Bericht von Birgitte Anzenhofer, Heilpraktikerin, Aindling)

Bezugsquelle Eye-Diagnostic-Unit (EDU)

EDU 2510 mit Nikon D5600 inkl. Makroobjektiv 105 mm F2.8 EX DG MACRO OS: erhältlich über www.digitaleaugendiagnose.de; Kurt Lebermann

Erfahrungsbericht von Gertraud Schmid zur Mikroskopie mit einem alten NIKON-Binokular mit nachgerüsteter externer Makro-Kamera versus dem Kamera-Aufsatz IrisExplorer v5

Mein Augenmikroskop der Firma NIKON erwarb ich gebraucht von einer sehr alten Heilpraktikerin. Ich habe es auf einen selbst entworfenen Hubtisch montieren lassen und extern eine kleine leichte Kompaktkamera am Korpus des Mikroskops anbringen lassen (s. Abb. 7).

Abb. 7: Irismikroskop NIKON mit Olympus XZ-1 und extra Leuchte im Blitzschuh; unten am Bildrand die Kinnstütze, oben der Bügel für die Stirn Gertraud Schmid

Die Halogenlampe des Mikroskops ist linksseitig angebracht und in ihrer Position leider nicht veränderbar. Da während der Mikroskopie beide Hände beschäftigt sind, verwende ich keine zusätzliche Lichtquelle zur Beleuchtung von verschiedenen Seiten. Die wichtigsten Eindrücke während der Mikroskopie notiere ich in einem Formblatt und male Irisstrukturen in Farben. Nach dem Bewusstwerden des allerersten Eindrucks eines Auges wende ich mich zuerst den Blutgefäßen in der Sklera zu, um sie im Ausgangszustand beurteilen zu können. Es hat sich bewährt, dann schematisch von innen nach außen die Iris zu untersuchen und die augenfälligen Beobachtungen direkt zu notieren. Zum Oberflächenrelief der Iris oder zur Tiefe von Lakunen liefert diese Mikroskopie nur gelegentlich Informationen. Mein Augenmikroskop hat einiges an Verbesserungspotenzial, wobei mir die Möglichkeit der Beleuchtung von mehreren Seiten am wichtigsten wäre, sowie eine Vorrichtung, die den Lichteinfall von außen standardisiert. Außerdem würde mir im Linsenapparat eine Mess-Skala gefallen, sodass man im Lauf der Zeit die Größe von Augenzeichen mitverfolgen und dokumentieren könnte.

Für die Fotografie mit Olympus XZ-1 schiebe ich nur das Mikroskop zur Seite, sodass der Fotoapparat direkt vor das Auge gelangt. Die beiden Lämpchen kann man separat schalten, sodass Bilder mit Beleuchtung von medial, von lateral und beidseitig gemacht werden können. Auf diese Weise kann ich gelegentlich das Höhenrelief einer Iris nachvollziehen.
Das Originalfoto bildet die Augenumgebung ab (s. Abb. 8a), was immer wieder zusätzliche diagnostische Information liefert und ganz im Sinne Josef Angerers sein dürfte.
Um die Iris detaillierter auszuwerten, vergrößere ich sie aus dem Originalfoto heraus. Hier sind dem Verfahren Grenzen gesetzt, was die Tiefenschärfe anbelangt (s. Abb. 8b). Auch die nicht standardisierbare Beleuchtung wegen der uneinheitlichen Positionierung der Lämpchen und des von allen Seiten kommenden Raumlichts sorgt gelegentlich für Überraschungen.

Abb. 8a: Original-Bild Olympus XZ-1 (weiblich, 35 Jahre) Gertraud Schmid
Abb. 8b: Vergrößerung aus Original-Bild Olympus XZ-1 (weiblich, 35 Jahre) Gertraud Schmid

Meine Bilder mit Olympus XZ-1 erinnern an eine Betrachtung der Iris mit einer guten Lupe. Modernere Kompaktkameras mit sehr guten Makro-Objektiven bieten möglicherweise einen erheblichen Zugewinn an Tiefenschärfe, sodass Fotos auch dem mikroskopischen Eindruck ähnlich werden könnten.

Tipp: Manche Kompaktkameras bieten die Möglichkeit, zusätzlich zum automatisiert optimierten JPEG-Format ein Bild im RAW-Format zu speichern. Dieses könnte man anschließend mit einem Bildbearbeitungsprogramm, zum Beispiel Lightroom, daraufhin untersuchen, ob sich Details herausarbeiten oder betonen lassen, die man im Mikroskop sah. Das RAW-Format erfordert mehr Speicherplatz, sodass die Auslagerung der Bilder auf externe Festplatten empfehlenswert ist.

Für meine Praxis und für die weitere Erforschung der Augendiagnose wünschte ich mehr Präzision und mehr Details in der Bilddokumentation sowie eine standardisierte Beleuchtung für reproduzierbare Bildgebung. Der Kamera-Aufsatz IrisExplorer v5 hat mich diesem Wunsch erheblich näher gebracht. Der Hersteller liefert Angaben für die Einstellung von Blende, Belichtungszeit und Lichtstärke, die je nach Augenfarbe etwas variieren. Man fotografiert im Modus „manuell“. Als Fotoapparat eignen sich Geräte der Serie Canon EOS, aber auch andere. Die Beratung des Herstellers war hier sehr hilfreich. Per mitgeliefertem Adapter wird IrisExplorer v5 mit dem Fotoapparat verbunden. Die beiden Halogenlämpchen im Vorderteil sind separat zu schalten, sodass auch hier Fotografie mit Beleuchtung von lateral, medial oder wahlweise beidseitig erfolgen kann.
Die Beleuchtung bei meinem Modell v5 erfolgt durch weiß-gelbe LEDs. Die Lämpchen leuchten schon, kurz bevor der Blitz ausgelöst wird. Dies hat den Vorteil, dass es nicht zu einer Pupillenreaktion auf den Blitz kommt.

Abb. 8c: Vergrößerung aus Bild mit IrisExplorer v5 aus dem Jahr 2021 (selbe Patientin wie in 8a und b; 42 Jahre) Gertraud Schmid
Abb. 9a: Olympus XZ-1; vergrößerter Ausschnitt aus dem Jahr 2019 (weiblich, 80 Jahre) Gertraud Schmid
Abb. 9b: IrisExplorer v5 mit Canon EOS D40 aus dem Jahr 2020; vergrößert vom Bild mit IrisExplorer v5 (weiblich, 81 Jahre) Gertraud Schmid

Praxistipp: IrisExplorer v5 sollte möglichst nah an das Auge herangebracht werden (s. Abb. 10). Dabei ist darauf zu achten, dass man möglichst nahtlos am oberen Nasenrücken ansetzt. Bei sehr schmalen Gesichtern oder Kindern kann dies erschwert sein; womöglich spiegelt sich dann der Nasenrücken auf der Iris.

Beim Fotografieren des rechten Auges decke ich mit meiner linken Handfläche den lateralen Bereich ab, um den Lichteinfall von lateral zu minimieren. Beim Fotografieren des linken Auges bitte ich die Probanden, mit ihrer linken Hand den Lichteinfall zu minimieren.
Die endgültige Positionierung des IrisExplorer v5 kann man mithilfe der Spiegelungen der beiden Lämpchen justieren, die sich symmetrisch rechts und links der Pupille befinden sollten.
Momentan arbeite ich ohne zusätzliche Gerätschaften, die Probanden stützen ihr Kinn mit ihrer Hand und ich fotografiere frei ohne Stativ. Als Unterlage dient die hochgefahrene Untersuchungsliege, die Probanden sitzen auf der einen Seite, ich fotografiere von der anderen Seite aus. Bezugsquelle des IrisExplorer v5 ist www.irislab.com, der Hersteller heißt Matthew D‘haemer.

Abb. 10: Fotografie mit IrisExplorer v5 Gertraud Schmid

Zusammenfassung

Die direkte Fotografie mit einer Kompaktkamera kann mit verschiedenen Einstellungen erfolgen und ermöglicht ein Spektrum an noch besseren Ergebnissen; sie ist von den fotografischen Fähigkeiten des Anwenders und der Ausstattung abhängig.
Eine standardisierbare Beleuchtung wäre meines Erachtens von Vorteil für die Vergleichbarkeit von Bildern im Lauf der Zeit.

Die Fotografie mit dem Kamera-Aufsatz IrisExplorer v5 erfordert weniger tiefgehende Fotografie-Kenntnisse, da die empfohlene Festeinstellung von Blende und Belichtungszeit recht bald zufriedenstellende Bilder ergibt. Je nach Fotoapparat sind auch hier Spezialaufnahmen möglich. Eine ruhige Hand ist von Vorteil, auch eine Kinnstütze für den Patienten könnte man hinzufügen. IrisExplorer v5 ist einfach zu transportieren und liefert gute Bilder, die dem mikroskopischen Eindruck nahe kommen. Die Farbdarstellung weicht etwas vom natürlichen Eindruck ab, da das Tageslicht möglichst ferngehalten wird.

Ausblick

Die beiden beschriebenen Untersuchungsgerätschaften betonen unterschiedliche Aspekte der Irisbetrachtung. Die Bilder der Kompaktkamera heben eher den humoralpathologischen Aspekt hervor, während IrisExplorer v5 die phänomenologischen Details an den Organplätzen in den Vordergrund rückt. Diese Kombination fasziniert mich, sodass ich sie beibehalten möchte. Denn beide Aspekte spielen in meiner Arbeit für die Auswertung der Augenschau nach dem Patientenkontakt eine wichtige Rolle.

Ein Upgrade meiner Ausstattung beim Binokular von NIKON steht an. Es erfüllt seinen Zweck, doch wäre eine Einhandbedienung und schwenkbare Beleuchtung von Vorteil. Bestimmt würde es sich nach zehn Jahren nun lohnen, wieder einmal das Potenzial der modernen Kompaktkameras zu testen.

(Bericht von Gertraud Schmid, Heilpraktikerin, Pfaffenhofen)

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