Die Spenglersan-Therapie als Beitrag zu einer modernen Isopathie
Eine mythische Bedeutung der Isopathie spiegelt sich in der antiken Telephos-Sage: Derjenige, der dich verletzt (analog zum Toxin des Erregers), kann dich auch heilen. Konkret heißt es dort: Das Eisen der Speerspitze, in die frische Wunde gestreut, heilt! – Aber nur, wenn zuvor der Wirkstoff, im Sinne des Arndt-Schulz-Gesetzes, homöopathisch aufbereitet wird.

„Aequalia aequalibus curantur“ – diesen Grundsatz greift nach Robert Fludd (Gouda, 1638) der Leipziger Tierarzt Dr. phil. Johann Joseph Wilhelm Lux wieder auf. Gezielt sucht er zu Zeiten Samuel Hahnemanns nach Überträgern und Toxinen bei mit Milzbrand infizierten Tieren und hofft auf Hilfe aus der klassischen Homöopathie zur Behandlung dieser Zoonose, bekommt sie aber nur zum Teil. Er berichtet über Erfahrungen mit Anthracinum in höheren Potenzstufen – erst beim Tier, dann beim Menschen. Jenners Kuhpockenimpfung muss ihm geläufig gewesen sein. Schließlich werden von Erkrankten das Blut, der Urin, der Stuhl und andere Absonderungen als Autonosoden in homöopathischen Dosen verabreicht.
Einer der ersten und herausragenden Vertreter der homöopathischen Nosodentherapie ist auf dem Neuen Kontinent H. C. Allen, der nach seiner wissenschaftlichen Ausbildung 1892 das „Hering Medical College und Hospital“ in Chicago gründet, um sich bis an sein Lebensende 1909 ganz der Materia Medica von Nosoden zuzuwenden und schwerpunktmäßig, wie zuvor schon Cempten Burnett in London, dem Bacillinum und Tuberculinum. Allen prüft den Glycerinextrakt aus einer Reinkultur humaner Tuberkelbazillen (Tuberculinum Koch). Sein Kollege am gleichen College, J. T. Kent, gilt als wichtiger Interpret und Überarbeiter der Miasmenlehre Hahnemanns. Im Verlauf dieser Wissensentfaltung wird zunehmend deutlich, dass das alte Problem der Chronizität mit der Frage nach ihren Ursachen und Wirkungen, und mit Begriffen wie „Anfluggifte“ (Jean Paul), „Erbgifte“, „Erbviren“ oder „Maskierung“ umschrieben, neu zu definieren ist. Und zwar von einer biologisch-orientierten Medizin im Gefolge der Entdeckungen Robert Kochs, sowie aus dem Blickwinkel der Davoser Forschungen Carl Spenglers.