Schwerpunkt
Naturheilpraxis 12/2022

Die Laus über der Leber

Die Leber im ganzheitlichen Zusammenhang

In der Naturheilkunde betrachten wir die Leber nicht isoliert, sondern achten auf die ganzheitlichen Zusammenhänge. Unter anderem sollten Emotionen – die berühmte Laus, die über die Leber läuft – und Organe, die über die Kausalkette nach Schimmel oder das Modell der Wandlungsphasen in der TCM mit der Leber verknüpft sind, in die ganzheitliche Diagnostik und Therapie einbezogen werden.

Ein Beitrag von Fabian Müller
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Schauen wir uns zum Auffrischen unserer Kenntnisse zuerst einmal Anatomie und Physiologie an. Die Leber liegt im rechten und mittleren Oberbauch, zeigt bei der äußeren Betrachtung vier Lappen und erreicht ein Gewicht von 1 200 bis 1 800 Gramm. An der Unterseite finden wir die Leberpforte (Porta hepatis). An ihr kreuzen die blutzuführenden und lymphabführende Gefäße sowie Nervenbahnen. Die Blutzufuhr erfolgt über zwei Gefäße: zum einen über die Pfortader (Vena portae), welche das Blut von den unpaaren Bauchorganen zur Leber transportiert. Zum anderen über die Arteria hepatica propria, die aus dem Truncus coeliacus entspringt, und die Leber, Gallenblase und -gänge mit sauerstoffreichem Blut versorgt. Die Äste der Pfortader, Leberarterie und Gallengänge verzweigen gemeinsam in der Leber und ziehen als Glisson-Trias zu den Leberläppchen. Dort speisen die Endäste der Blutgefäße ein mit gefenstertem Endothel ausgekleidetes Kapillarbett, die Lebersinusoide. Leberzellen umgeben die Sinusoide. Ein mit Flüssigkeit gefüllter Raum (Disse-Raum) trennt die beiden Bereiche. Hier oder auch in der Sinusoidwand sind noch Kupffer- und Itozellen zu finden. Kupfferzellen sind Makrophagen und phagozytieren Viren, Bakterien, Zelltrümmer, Immunkomplexe und Endotoxine. Die Itozellen speichern Fett und Vitamin A, und produzieren Kollagen für den extrazellulären Leberraum.

Das Blut aus dem Lebersinusoid gelangt durch die Hepatozyten in die Zentralvenen (Venae centrales). Mehrere Zentralvenen schließen sich zur Vena hepatica zusammen, die wiederum in die Vena cava inferior mündet. In den eigentlichen Leberzellen (Hepatozyten) findet die hauptsächliche Arbeitsleistung statt: Intermediärstoffwechsel, Biotransformation und Gallenproduktion. Die Funktionen im Intermediärstoffwechsel sind sehr vielfältig. Die von der Vena portae angelieferte Glucose wird als Glykogen gespeichert und kann bei Bedarf mobilisiert und wieder abgegeben werden. Wenn die bevorratete Glykogenmenge zur Konstanthaltung des Blutzuckerspiegels nicht ausreicht, so kann die Leberzelle Nichtkohlenhydrate, wie Aminosäuren, zu Glucose umbauen. Dieser Vorgang heißt Gluconeogenese. Auch bauen die Hepatozyten bedarfsangepasst die verschiedenen Lipide, Aminosäuren und Proteine ab, um und auf. Neben der Einlagerung von Glykogen und Lipiden speichert das Leberparenchym eine große Menge an wasserlöslichen Vitaminen, Eisen und Kupfer.

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