Die Bauchspeicheldrüse – das vergessene Organ
Die Insuffizienz der Bauchspeicheldrüse ist zu einer Wohlstandskrankheit geworden. Jeder zweite Diabetiker ist davon betroffen; ein Drittel aller Gallensteinpatienten leidet unter erniedrigten Werten der Pankreasenzyme und auch Osteoporose-Patienten müssen dringend auf eine Insuffizienz überprüft werden. Gute Gründe, sich die Bauchspeicheldrüse genauer anzusehen.

Alle Risikopatienten sollten frühzeitig auf eine chronische Pankreasinsuffizienz untersucht werden. Nicht nur Alkoholkranke zählen dazu, sondern auch Diabetiker sowie Gallenstein- und Osteoporose-Patienten. Blähungen, unklare Oberbauchbeschwerden, Durchfälle im Wechsel mit Obstipation und andere Magen-Darm-Erkrankungen resultieren häufig aus einer insuffizienten Verdauung von Nahrungsbestandteilen. Es sollte immer eine Pankreasbeteiligung ausgeschlossen werden. Für viele Leser klingt dies einleuchtend, doch die Praxis sieht häufig anders aus. Das Zeitintervall zwischen einer Erstsymptomatik und der Diagnosestellung beträgt im Schnitt mehrere Jahre.
Statistisch werden Störungen der Bauchspeicheldrüse im Allgemeinen mit 8,2 pro 100 000 Einwohnern pro Jahr angegeben. Doch diese Zahlen täuschen. Untersuchungen von Prof. Dr. med. Hans-Ulrich Klör aus Gießen weisen darauf hin, dass die Zahl der Patienten mit milder bis moderater Erkrankung beträchtlich höher liegt. Durch neue Testverfahren, die eine frühzeitige Diagnose erlauben, kann man feststellen, dass rund 30 % der Gallensteinträger und 50 % der Diabetiker Unregelmäßigkeiten der Pankreasfunktionen aufweisen. Auch bei nahezu 35 % der Osteoporose-Patienten lässt sich hier ein klinisches Krankheitsbild finden. Man muss immer davon ausgehen und sich der Tatsache bewusst sein, dass viele Patienten an einer Pankreas-Insuffizienz leiden und dass diese weit häufiger auftritt als gemeinhin vermutet. Bislang werden leichte bis mittelschwere Funktionsstörungen des Pankreas häufig übersehen, nicht zuletzt, weil es an geeigneten Diagnoseverfahren fehlte. Eine akute Pankreatitis macht sich mit abdominalen Schmerzen massiv bemerkbar, entwickelt sich jedoch selten zu einer chronischen Verlaufsform. Letzteres ist meist nur durch eine langfristige Beobachtung bzw. durch neueste Diagnosemethoden nachweisbar.