Schwerpunkt
Naturheilpraxis 06/2021

Das Piriformis-Syndrom

Wenn der Piriformis-Muskel auf den Ischiasnerv drückt

Das Piriformis-Syndrom wird vergleichsweise selten erkannt, obwohl es durchaus nicht so selten für eine Lumboischialgie verantwortlich ist. Doch was steckt dahinter, wie kann man es diagnostizieren und behandeln und welche Bedeutung haben die verschiedenen myofaszialen Zugbahnen dabei?

Ein Beitrag von Dr. Torsten Pfitzer
Lesezeit: ca. 7 Minuten
Albina Gavrilovic / shutterstock.com

Der Piriformis-Muskel liegt in der tiefen Schicht der Hüftmuskulatur unterhalb des großen Gesäßmuskels und wird der tiefen myofaszialen Zugbahn zugerechnet (Abb. 1). Er entspringt an der vorderen Fläche des Os sacrum (Kreuzbein) auf Höhe S2 bis S4, zieht sich durch das Foramen ischiadicum majus (großes Sitzbeinloch) und setzt am Trochanter major (großen Rollhügel) des Oberschenkelknochens an. Dabei kreuzt er das Hüftgelenk. Somit ermöglicht der Piriformis bei gestreckter Hüfte vor allem die Außenrotation und bei gebeugter Hüfte die Abduktion des Oberschenkels. Zusätzlich dient er als Beckenstabilisator.

Der Ischiasnerv ist der dickste Nerv im menschlichen Körper (Abb. 2). Er hat seinen Ursprung im Rückenmark auf Höhe L4 bis S1, zieht über die Rückseite des Oberschenkels und verzweigt sich auf Höhe der Kniekehle in den Nervus tibialis und den Nervus peronaeus. Bei den meisten Menschen (96 %) verläuft der Nervus ischiadicus anterior des Piriformis-Muskels. Bei manchen wird er vom Piriformis-Muskel umschlossen oder läuft sogar posterior, was diese Menschen für ein Piriformis-Syndrom prädispositioniert (1).