Borreliose
Geschwollene Gelenke, Muskel- und Nervenschmerzen, ständige Abgeschlagenheit oder eine chronische Entzündung des Bindegewebes – all das können Anzeichen für eine Borreliose sein, an der in Deutschland Schätzungen zufolge jährlich bis zu 40 000 Menschen erkranken. Zwar lässt sich die Krankheit im frühen Stadium meist gut mit Antibiotika behandeln, doch wenn sie erst spät erkannt wird, kann sie ein schweres Krankheitsbild verursachen. Wie man das Risiko, an einer Borreliose zu erkranken, reduzieren kann, woran man die Krankheit erkennt und wie sie sich behandeln lässt, stellt dieser Beitrag vor.

In der Kleinstadt Lyme im US-Bundesstaat Connecticut erkrankten in den 1970er-Jahren auffallend viele Kinder an für das Alter untypischen Entzündungen der Gelenke. Blutuntersuchungen zeigten, dass die Kinder an einer chronischen Infektion mit dem Bakterium Borrelia burgdorferi litten. Als Überträger wurden bald die in der Gegend häufigen Schildzecken ausgemacht. Tatsächlich gehört die Borreliose zusammen mit der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) zu den wichtigsten durch Zecken übertragenen Krankheiten. Sie tritt vor allem in Nordamerika und in Nord- und Mitteleuropa auf. In Deutschland besteht im gesamten Bundesgebiet Ansteckungsgefahr. Dabei nimmt das Risiko Richtung Süden zu und scheint besonders hoch in den deutschen Mittelgebirgen zu sein. Jährlich treten hierzulande etwa 30 000 bis 40 000 Fälle auf, mit wahrscheinlich hoher Dunkelziffer. In einzelnen Bundesländern wie Rheinland-Pfalz, Saarland, Bayern, Berlin und den neuen Bundesländern gibt es eine Meldepflicht für Neuinfektionen.
Wie kann ich mich mit Borreliose infizieren?
Zecken benötigen in jedem ihrer Entwicklungsstadien – als Larve, Nymphe und ausgewachsenes Tier – jeweils eine Blutmahlzeit. In der Regel infizieren sie sich bereits als Larve mit Borrelien und geben diese dann bei der nächsten Blutmahlzeit weiter. In den USA fungiert die Hirschzecke (Ixodes scalpularis) als Hauptüberträger, während in Europa hauptsächlich der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) für Borrelioseinfektionen verantwortlich ist. Auch bei den Erregern gibt es regionale Unterschiede. So kommt in Nordamerika lediglich eine Borreliose verursachende Art vor, die als Borrelia burgdorferiim engeren Sinnebezeichnet wird. In Europa können dagegen zusätzlich zu dieser Art auch Borrelia afzelii, B. garinii und möglicherweise sogar noch weitere Arten wie B. bavariensis und B. spielmanii eine Borreliose auslösen. Dies ist der Grund dafür, warum eine Borreliose in den USA andere Symptome aufweisen kann als dieselbe Krankheit in Europa. Neben Zecken scheinen außerdem in seltenen Fällen andere blutsaugende Insekten wie Stechmücken, Pferdebremsen, Kriebelmücken und Flöhe Borrelien übertragen zu können. Eine direkte Ansteckung von Mensch zu Mensch ist dagegen nicht möglich.