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07. März 2023

Künstlicher Süßstoff erhöht Risiko für Blutgerinnsel

Der künstliche Süßstoff Erythrit kann möglicherweise das Risiko für Schlaganfall und Herzinfarkt erhöhen.

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Tatiana Shepeleva / shutterstock.com

Die gesundheitsschädigenden Effekte von herkömmlichen Haushaltszucker sind in den letzten Jahren in aller Munde. Vor diesem Hintergrund werden vermehrt Zuckerersatzprodukte wie Xylit, Stevia oder Erythrit als perfekte Alternative vor allem Menschen mit Übergewicht, Diabetes oder Herzkrankheiten empfohlen. Das Versprechen der Hersteller: Die Süße von Zucker ohne die lästigen Kalorien. Klingt zu gut um wahr zu sein? Vielleicht, denn Wissenschaftler fanden in einem Experiment heraus, dass besonders der Süßstoff Erythrit Blutgerinnsel verursachen kann, was wiederum das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erhöht. Auch bei gesunden Personen, sammelt sich der Süßstoff bedenklich im Blut an und überschreitet dabei die Schwelle zur Gerinnsel-Bildung.

Der Süßstoff ist ebenso unter den Namen Erythritol oder E 968 bekannt und ist etwa 70 % so süß wie herkömmlicher Zucker. Den durch die Fermentierung von Mais entstehende Süßstoff findet man vor allem in zuckerfreien Kaugummis oder Light-Getränken. Erythrit gehört zu einem der bislang acht zugelassen Zuckerersatzstoffen in der Europäischen Union und darf in bestimmten industriell verarbeiteten Lebensmitteln in beliebigen Mengen zugesetzt werden.

Zusammenhang zwischen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Erythrit

Das Forschungsteam um Marco Witkowski von der Cleveland Clinic im US-Bundesstaat Ohio hat nun herausgefunden, dass die gesundheitlichen Nachteile von Süßstoffen verheerender sein könnten, als man bislang vermutet hatte. Die Wissenschaftler untersuchten die Blutproblem von ca. 4 000 Personen, die ein hohes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen aufwiesen. Das Ergebnis: Bei jenen Teilnehmern, die schwere Komplikationen wie einen Schlaganfall oder Herzinfarkt erlitten, konnten die Forscher eine hohe Konzentration des Süßstoffes Erythrit feststellen.

Um den Zusammenhang zwischen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Erythrit zu klären, untersuchte Witkowskis Forscherteam dessen Effekt auf das Blut in verschiedenen Laborexperimenten genauer. Dafür gaben sie Erythrit zu Vollblut und zuvor isolierten Blutplättchen dazu. Blutplättchen helfen dem Menschen dabei, sich von Verletzungen wie einer Schnittwunde zu erholen, in dem sie zu einem Blutgerinnsel verklumpen und die Wunde dabei verschließen.

Bereits ein Diätgetränk könnte Gerinnsel-Risiko erhöhen

Wie das Experiment zeigte, kann der Süßstoff offenbar die Blutplättchen aktivieren und somit ihre Verklumpung auslösen. Somit kann die Einnahme von Erythrit über Lebensmittel wie Kaugummi oder Schokolade bereits die Wahrscheinlichkeit der Bildung eines Blutgerinnsels erhöhen. Dieses Gerinnsel kann im schlimmsten Fall Hirnarterien oder Herzkranzgefäße verstopfen und zu einem Schlaganfall oder Herzinfarkt führen.

Eine Folgestudie zeigt, dass man dafür keine überdurchschnittlich große Menge des Süßstoffes konsumiert haben muss. Demnach stieg der Blut-Eythritspiegel von acht gesunden Teilnehmern bereits über den Gerinnsel-Schwellenwert hinaus, wenn diese nur 30 Gramm des Zuckerersatzstoffes zu sich nahmen – so viel steckt in einer handelsüblichen Dose von einem künstlich gesüßtem Getränk.

Weitere Studien notwendig

Witkowskis Forschungsteam konnte zwei Hauptgründe feststellen, die erklären, warum sich Erythrit so stark im Körper anreichern kann. Zum einen kann unser Körper den Süßstoff nur schwer verstoffwechseln. Stattdessen landet dieser in der Blutbahn und wird über den Urin wieder ausgeschieden. Zum anderen bildet unser Körper auch auf natürliche Art und Weise eine geringe Konzentration an Erythrit, so dass sich jeder zusätzliche Konsum „anhäufen“ kann.

„Es ist wichtig, dass weitere Sicherheitsstudien durchgeführt werden, um die langfristigen Auswirkungen von künstlichen Süßstoffen im Allgemeinen und von Erythrit im Besonderen auf das Risiko von Herzinfarkt und Schlaganfall zu untersuchen“, sagt Witkowskis Kollege Stanley Hazen.

Die Folgestudie müsse vor allem die Wirkung von Erythrit auf den gesunden menschlichen Organismus in den Fokus rücken, um eine mögliche Verzerrung durch Vorerkrankungen auszuschließen.

Quelle: Scinexx.de, Originalpublikation