Toxine im Weizen
Die Hälfte des Weizens in Europa ist vom Fusarium-Pilz befallen

Ob Nudeln, Brot oder Kuchen – pro Kopf werden in Europa jährlich rund 66 kg Weizen verzehrt. Ist der Sommer zu heiß, kommt es zu Missernten. Ist es hingegen feucht-warm wird das Getreide häufig vom Fusarium-Pilz befallen. Erkennbar ist ein Fusarium-Befall an einer Verfärbung der Ähren. Der Pilz hemmt Wachstum und Körnerbildung und produziert für Mensch und Tier giftige Stoffwechselprodukte, wie z. B. Deoxynivalenol (DON) das die Proteinsynthese stört und Wachstumsverzögerungen verursachen kann, oder Zearalenon, das den Hormonhaushalt stören und bestimmte Krebsformen begünstigt.
Ab einer Belastung von 1250 Mikrogramm DON pro Kilogramm darf Weizen in der EU nicht mehr für Lebensmittel verwendet werden. Für den direkten Verzehr, als z. B. in Cerealien, gilt sogar schon eine Belastung ab 750 Mikrogramm. Meist wird das kontaminierte Getreide dann als Tierfutter verwendet. Um die Menge des belasteten Nahrungs- und Futterweizens zu ermitteln, werteten Neil Brown von der University of Bath und sein Team Daten zweier europäischer Kontrollbehörden zu nationalen Toxinwerten von 2010 bis 2019 aus.
„Das Fusarium-Toxin DON wurde in Nahrungsweizen aller europäischer Länder nachgewiesen“, so das Résumé der Wissenschaftler, die feststellten, dass im Schnitt 47% des Getreides mit Pilztoxinen belastet war. Am höchsten waren die Werte mit 69 und 93 % in Nordeuropa und Großbritannien. Meistens lag die Belastung jedoch unter den EU-Grenzwerten bei rund 358 Mikrogramm pro Kilogramm. „Wir schätzen, dass rund fünf Prozent des Weizens in Europa das erlaubte Limit überschritten hat, das entspricht in den zehn Jahren rund 75 Millionen Tonnen. Die Herabstufung dieses Weizens zu Tierfutter bedeutet einen Verlust von drei Milliarden Euro,“ so Louise Johns, Erstautorin der Studie.
Doch selbst wenn unser Nahrungsweizen nur Spuren der Pilztoxine enthält, könnte dies langfristig ungesund sein und die chronische Belastung schon jetzt die für Kinder tolerierbare Menge überschreiten. Meist ist der Weizen zudem gleich mit mehreren Fusarium-Toxinen belastet. Da vor allem 2018 und 2019 die Werte im Mittelmeerraum besonders angestiegen waren, vermuten die Wissenschaftler, dass dabei das wärmere Klima eine Rolle spielt. Gerade im Zuge des Klimawandels sehen John Brown und Team einen großen Forschungsbedarf, um herauszufinden, welche Gebiete in Zukunft am stärksten gefährdet sind.
Quelle: Scinexx