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25. November 2022

Wechselmodell im Gehirn

Nach Schlaganfall im Säuglingsalter übernimmt die rechte Hemisphäre die Sprachfunktion

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Die Sprachzentren befinden sich beim Menschen für gewöhnlich in der linken Gehirnhälfte. Doch was heißt da für gewöhnlich? Ältere Menschen, die aufgrund eines Schlaganfalls unter Sprachstörungen leiden, erholen sich meist kaum davon. Erleiden hingegen Säuglinge, in der perinatalen Phase einen Schlaganfall, kann das anders sein und viele Kinder entwickeln sich danach völlig normal. Ein Forscherteam um Elissa Newport vom Medical Center der Georgetown Universität in Washington, hat 15 Kinder und junge Erwachsene im Alter von 9,7 bis 26,5 Jahren untersucht. Alle hatten nach einem perinatalen Schlaganfall keine Sprachstörungen entwickelt. Dabei war in der Magnetresonanztomografie erkennbar, dass Abschnitte der linken Hemisphäre nach dem Verschluss der Arteria cerebri media fehlten. Hingegen war in der funktionellen Magnetresonanztomografie zu erkennen, dass sich die Sprachzentren an der korrespondierenden Stelle in der rechten Hemisphäre entwickelt hatten. An dieser Stelle sind normalerweise die für Prosodie zuständigen Sprachzentren angesiedelt, also jene die für emotionale Aspekte der Sprache wie Akzent, Tonfall, Satzmelodie oder Rhythmus zuständig sind. Bei den Studienteilnehmern lagen beide Sprachzentren problemlos nebeneinander. Daraus schließen die Wissenschaftler, dass die Orte der Signalverarbeitung und Informationsspeicherung nicht von Natur aus festgelegt sind, sondern bei Bedarf bestimmte Hirnregionen besetzen.

Quelle: aerzteblatt.de