Homöopathie wirkt
Überblick über den aktuellen Stand der Forschung

Auf dem internationalen Kongress des Homeopathy-Research Instituts
(HRI) am 12. August gaben Wissenschaftler aus verschiedenen Forschungsbereichen einen einzigartigen Einblick in den aktuellen Stand der Forschung:
Klinische Forschung
– Homöopathie in der Pädiatrie
Dr. Anil Khurana und Anupriya Chaudhary vom CCRH (Indien) und Dr. Menachem Oberbaum, ehemaliger Direktor des Zentrums für integrierte Komplementärmedizin am Shaare Zedek Medical Center (Israel), berichteten über die noch nicht veröffentlichten Ergebnisse einer gemeinsamen indisch-israelischen Forschungsinitiative. 108 gesunde Neugeborene wurden nach dem Zufallsprinzip entweder einer konventionellen oder einer homöopathischen Behandlung zugewiesen. Die homöopathisch behandelten Kinder hatten nach 2 Jahren deutlich weniger akute Atemwegserkrankungen, Durchfall, allgemeine Fieberschübe und Hautinfektionen. In der konventionellen Gruppe traten insgesamt 187 Erkrankungen auf, in der homöopathischen Gruppe waren es 97. Darüber hinaus erhielten 44 Kinder in der konventionellen Gruppe Antibiotika für 158 verschiedene Episoden, während nur 9 Kinder in der homöopathischen Gruppe Antibiotika für 14 Ereignisse erhielten.
– Homöopathie in der Hausarztpraxis
Dr. Esther van der Werf, Leiterin der klinischen Forschung am HRI, befasste sich mit der Frage, ob die Homöopathie als komplexe Intervention mit herkömmlichen Studiendesigns angemessen bewertet werden kann. Außerdem stellte sie die Ergebnisse einer gemeinsamen retrospektiven Studie vor, die auf Daten des englischen National Health Service (NHS) basiert. In Hausarztpraxen mit einem zusätzlich in integrativer Medizin (einschließlich Homöopathie) ausgebildeten Arzt wurden bei Patienten mit Atemwegs- und Harnwegsinfektionen 22% weniger Antibiotika verschrieben als in herkömmlichen Hausarztpraxen (1).
– Homöopathie in der begleitenden Krebstherapie
Prof. Michael Frass, ehemaliger Leiter der Spezialambulanz Homöopathie Klinik für Innere Medizin I, Allgemeines Krankenhaus der Stadt Wien, zeigte Studien, die die Wirksamkeit der additiven individualisierten Homöopathie bei Krebspatienten belegen. Wird die homöopathische Behandlung begleitend zur konventionellen Behandlung eingesetzt, kommt es zu einer stärkeren Verbesserung des Allgemein- und Symptomzustandes der Patienten als in Kontrollgruppen. Schmerzen, Müdigkeit und Appetit verbesserten sich, und es wurde eine Verringerung der unerwünschten Wirkungen konventioneller Behandlungen sowie eine Verbesserung der Begleiterkrankungen beobachtet (2). Frass‘ aktuelle Studie wurde 2020 in The Oncologist veröffentlicht (3). In der dreiarmigen randomisierten kontrollierten Studie (RCT), an der rund 150 Patienten mit fortgeschrittenem nichtkleinzelligem Lungenkrebs teilnahmen, erhielten 2 Gruppen sowohl die Standardbehandlung als auch eine homöopathische Behandlung – eine Gruppe erhielt eine individuelle homöopathische Verschreibung, die andere ein Placebo. Die Kontrollgruppe erhielt nur die Standardbehandlung. Die mit Homöopathie behandelten Patienten überlebten durchschnittlich 435 Tage, verglichen mit 257 Tagen bei den mit Placebo behandelten Patienten und 228 Tagen bei der Kontrollgruppe. Dies ist eine äußerst relevante klinische Auswirkung.
Grundlagenforschung
Der Physiker PD Dr. Stephan Baumgartner, Universitäten Witten/Herdecke und Bern, stellte seine erfolgreich replizierten Versuche mit Wasserlinsen- und Weizenmodellen vor, die mit Arsen belastet und mit Verdünnungen von Arsenicum album (4) behandelt wurden. Er erläuterte, dass in der homöopathischen Grundlagenforschung 18 Versuchsmodelle verwendet wurden, von denen 15 zu positiven Ergebnissen führten. Baumgartner stellte kategorisch fest, dass die umfangreiche wissenschaftliche Beweislage keinen Zweifel daran lässt, dass die Wirkung homöopathischer Verdünnungen über den Placebo-Effekt hinausgeht. Der Physiker und Gründer des HRI Dr. Alexander Tournier gab einen Überblick über die Forschung auf dem Gebiet der Physikochemie (5, 6, 7). Er berichtete, dass von 203 veröffentlichten Experimenten 73% positive Ergebnisse zeigten. Die am häufigsten verwendeten und am besten reproduzierbaren Forschungstechniken waren: Kernspinresonanz (NMR), Spektroskopie, elektrische Impedanz und bildgebende Verfahren. Folgende Theorien werden zur Erklärung der Wirkungsmechanismen homöopathischer Verdünnungen herangezogen: Quantenkohärenzdomänen, Nanopartikel, schwache Quantentheorie und Wassercluster.
Schlussfolgerung
Homöopathie wirkt über den Placebo-Effekt hinaus. Homöopathie kann mit modernen konventionellen Forschungsmethoden effektiv erforscht werden. Auf dem Gebiet der Grundlagenforschung zur Erforschung des Wirkmechanismus homöopathischer Arzneimittel werden zunehmend Fortschritte erzielt.
Quellen
1. van der Werf ET, Duncan LJ, Flotow PV, Baars EW. Do NHS GP surgeries employing GPs additionally
trained in integrative or complementary medicine have lower antibiotic prescribing rates?
Retrospective cross-sectional analysis of national primary care prescribing data in England in 2016.
BMJ Open. Mar 5 2018;8(3):e020488. doi:10.1136/bmjopen-2017-020488
2. Frass M, Friehs H, Thallinger C, et al. Influence of adjunctive classical homeopathy on global health
status and subjective wellbeing in cancer patients – A pragmatic randomized controlled trial.
Complement Ther Med. Jun 2015;23(3):309-17. doi:10.1016/j.ctim.2015.03.004
3. Frass M, Lechleitner P, Grundling C, et al. Homeopathic Treatment as an Add-On Therapy May
Improve Quality of Life and Prolong Survival in Patients with Non-Small Cell Lung Cancer: A
Prospective, Randomized, Placebo-Controlled, Double-Blind, Three-Arm, Multicenter Study.
Oncologist. Dec 2020;25(12):e1930-e1955. doi:10.1002/onco.13548
4. Jager T, Scherr C, Simon M, Heusser P, Baumgartner S. Effects of homeopathic arsenicum album,
nosode, and gibberellic acid preparations on the growth rate of arsenic-impaired duckweed (Lemna
gibba L.). ScientificWorldJournal. Nov 4 2010;10:2112-29. doi:10.1100/tsw.2010.202
5. Klein SD, Wurtenberger S, Wolf U, Baumgartner S, Tournier A. Physicochemical Investigations of
Homeopathic Preparations: A Systematic Review and Bibliometric Analysis-Part 1. J Altern
Complement Med. May 2018;24(5):409-421. doi:10.1089/acm.2017.0249
6. Tournier A, Klein SD, Wurtenberger S, Wolf U, Baumgartner S. Physicochemical Investigations of
Homeopathic Preparations: A Systematic Review and Bibliometric Analysis-Part 2. J Altern
Complement Med. Sep 2019;25(9):890-901. doi:10.1089/acm.2019.0064
7. Tournier A, Wurtenberger S, Klein SD, Baumgartner S. Physicochemical Investigations of
Homeopathic Preparations: A Systematic Review and Bibliometric Analysis-Part 3. J Altern
Complement Med. Jan 2021;27(1):45-57. doi:10.1089/acm.2020.0243
Quelle: Homeopathy Research Institute