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14. Juni 2022

Bakterienschleuder Küchenschwamm

Doch wie gefährlich sind die omnipräsenten Reinigungshelfer wirklich?

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Bis zu 54 Milliarden Bakterien tummeln sich allein auf einem Kubikzentimeter eines gebrauchten Küchenschwamms. Damit zählen sie zu den mikrobiell am dichtesten besiedelten Gebrauchsgegenständen des Haushalts. Hygienisch sinnvoll sind sie nicht wirklich, denn durch Nahrungsmittelreste können sich auch Salmonellen oder Clampylobacter-Bakterien daruntermischen. „Bei bisherigen Untersuchungen zur Mikrobiologie von Küchenschwämmen standen eindeutig Bakterien im Fokus. Es gibt aber noch eine ganze Reihe weiterer Mikroorganismen, wie Archaeen, Pilze, Protozoen, Algen und natürlich Viren. Über deren Vorkommen im „Keimhotel Küchenschwamm“ war bislang kaum etwas bekannt“, erklärt Prof. Dr. Markus Egert. Er lehrt Mikrobiologie und Hygiene an der Hochschule Furtwangen am Campus Schwenningen.

In einer Pilotstudie wurden fünf gebrauchte Küchenschwämme auf ihre nicht-bakterielle Mikrobiota und ihre Relevanz für die Küchenhygiene untersucht. In einer sogenannten Shotgun-Metagenomanalyse wurde dabei die gesamte DNA einer Probe extrahiert, sequenziert und identifiziert. Mit 98% kamen Bakterien am häufigsten vor. Danach kamen mit 1,6% eukaryotische Lebewesen, d. h. Lebewesen mit einem Zellkern, darunter Pilze, Algen oder Einzeller, wie Amöben. Sie stammten überwiegend von Lebensmittelresten, die im Schwamm hängenblieben. Nur 0,14% der Gensequenzen stammten von Viren, allerdings nur Bakteriophagen, also Vieren, die sich von Bakterien ernähren. Und 0,007% der gefundenen Gensequenzen stammten von Archaeen, einer Schwestergruppe der Bakterien, ohne echten Zellkern. „Aus hygienischer Sicht kann nach unserer Studie Entwarnung gegeben werden. Es sieht nicht so aus, dass die nicht-bakterielle Mikrobiota eines Küchenschwamms besondere Gesundheitsrisiken mit sich bringt“, resümiert Egert.

Quelle: Bionity