Begünstigt das Epstein-Barr-Virus rheumatoide Arthritis?

Das Epstein-Barr-Virus ist weit verbreitet, fast 90 Prozent aller Menschen infizieren sich im Laufe ihres Lebens damit und tragen es dann ein Leben lang in sich. Das Virus kann Risikogene für verschiedene Autoimmunerkrankungen beeinflussen – unter anderem jenes für rheumatoide Arthritis.
Infektionen mit dem Epstein-Barr-Virus in der Kindheit laufen meist unbemerkt ab, im Jugendlichen- und Erwachsenenalter kann das Virus das Pfeiffersche Drüsenfieber auslösen. Es wird schon länger vermutet, dass eine Infektion mit diesem Virus im Zusammenhang mit verschiedenen Autoimmunerkrankungen steht, beispielsweise mit Lupus, multipler Sklerose, entzündlichen Darmerkrankungen, juveniler idiopathischer Arthritis, Zöliakie, Typ-1-Diabetes und rheumatoider Arthritis.
Virus schaltet Risikogene an
US-amerikanische Forscher konnten nun zeigen, dass das Virus Risikogene für Autoimmunerkrankungen anschalten kann. Dieser Prozess hängt mit dem Vermehrungsvorgang von Viren allgemein zusammen, die an einer Zielzelle andocken und neben ihrem eigenen Erbgut auch verschiedene Moleküle in die Zelle transportieren. Diese Moleküle sorgen dafür, dass das eingeschleuste Virenerbgut besonders häufig abgelesen wird und die befallene Zelle dadurch vermehrt Virenbausteine produziert, aus denen neue Viren zusammengesetzt werden.
Die Besonderheit beim Epstein-Barr-Virus: Bei einem der Moleküle, die das Virus in Zellen einschleust, handelt es sich um einen Transkriptionsfaktor. Dieser kann sich auch an Gene im Erbgut unserer Zellen binden und dafür sorgen, dass diese verstärkt abgelesen werden. Dabei bindet es offenbar verstärkt an Risikogene für Autoimmunerkrankungen in der Zelle und erhöht so die Wahrscheinlichkeit, dass diese Gene aktiviert werden.
Besonders deutlich konnte dieser Zusammenhang für Lupus nachgewiesen werden: Menschen, die mit dem Epstein-Barr-Virus in Berührung gekommen sind, haben ein 50-fach höheres Risiko an Lupus zu erkranken als Menschen, die nie mit dem Virus in Berührung gekommen sind. Für andere Autoimmunerkrankungen wie rheumatoide Arthritis konnte ebenfalls nachgewiesen werden, dass der Transkriptionsfaktor des Virus an die entsprechenden Risikogene binden kann.
Transkriptionsfaktor als Schlüssel zu Therapie und Prävention?
Sollte dieser Transkriptionsfaktor tatsächlich maßgeblich zur Entstehung der rheumatoiden Arthritis beitragen, würde das neue Therapie- und Präventionsmöglichkeiten eröffnen. Dann könnten Wirkstoffe zum Einsatz kommen, die den Transkriptionsfaktor unschädlich machen und Impfungen, die vor einer Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus schützen, könnten in diesem Fall das Risiko für rheumatoide Arthritis und andere Autoimmunerkrankungen senken. [jg]
Quelle: DeutschesGesundheitsPortal
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