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Das 40. Symposium der Gesellschaft für Magnesium-Forschung e.V. zu neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen aus der Magnesiumforschung fand am 17. November 2020 den aktuellen Gegebenheiten geschuldet online statt.

Magnesium spielt bei allen energieabhängigen Prozessen im menschlichen Körper eine zentrale Rolle: Der Mineralstoff ist an etwa 80 % aller Stoffwechselreaktionen beteiligt. Angesichts dieser Tatsache ist es nicht weiter verwunderlich, dass ein Mangel an Magnesium extrem vielfältige und weitreichende Auswirkungen haben kann.

Magnesium und Covid-19 – interessante Zusammenhänge
Die Corona-Pandemie mit ca. 55 Millionen Fällen weltweit war Thema des ersten Vortrags des Präsidenten der Magnesium-Gesellschaft Prof. Dr. med. Oliver Micke (Bielefeld). Magnesium ist in der Forschung zu Covid-19 noch nicht sehr präsent, ein Blick auf die mögliche Bedeutung des Mineralstoffs bei Infektionen mit SARS-CoV-2 lohnt sich jedoch. Zu Beginn der Erkrankung sind die begleitenden Beschwerden häufig noch nicht schwerwiegend. Etwa nach einer Woche treten jedoch oft pulmonale Symptome wie Dyspnoe und Hypoxie bis hin zum Lungenversagen auf. Große Probleme bereitet zudem in vielen Fällen die nach 10–14 Tagen einsetzende überschießende Immunreaktion des Körpers (Zytokin-Sturm) – ein fulminantes Entzündungsgeschehen, das ähnlich wie bei einer bakteriellen Sepsis sehr kritische Ausmaße annehmen kann. Bei den betroffenen Patienten ist eine Intensivbehandlung mit Beatmung häufig unumgänglich. Ein Mangel an Magnesium kann hier zu einer Verschärfung der Situation beitragen. Zum einen ist er mit einer schlechteren Lungenfunktion verbunden, zum anderen führt er allein bereits zu einer chronischen Entzündungslage im Körper bzw. verschärft diese. Darüber hinaus ist bekannt, dass ein Magnesiummangel die Endothelfunktion stört und die Thromboseneigung erhöht. Zusammen sprechen diese Aspekte dafür, dass ein schlechter Magnesiumstatus schwere Covid-19-Verläufe begünstigt, insbesondere das Auftreten von Lungenembolien und Schlaganfällen. Daher ist es wenig überraschend, dass gerade ältere Personen sowie Patienten mit kardiovaskulären und zerebrovaskulären Vorerkrankungen und Diabetiker eine hohe Sterblichkeit an Covid-19 aufweisen. In diesen Fällen liegt meist bereits eine Schädigung des Gefäßsystems vor, zudem wird bei den genannten Erkrankungen ein Magnesiummangel häufig als Komorbidität beobachtet. Ob nun ein Mangel an Magnesium zu einem schwereren Covid-19-Krankheitsverlauf oder der schwere Verlauf selbst zu einem starken Abfall der Magnesiumwerte führt, ist zwar noch nicht bekannt. Ein Magnesiummangel sollte aber in jedem Fall vermieden bzw. behandelt werden.

Bei Diabetes auf Magnesium achten!
Ein ebenfalls sehr verbreitetes Gesundheitsproblem stellt der Diabetes mit weltweit 425 Millionen Betroffenen dar, wobei zusätzlich von einer sehr hohen Dunkelziffer an nicht diagnostizierten Patienten ausgegangen wird, wie Dr. Tanja Werner (München) in ihrem Vortrag erläuterte. Magnesium spielt bei der Blutzuckerregulation eine zentrale Rolle, da es an der Freisetzung von Insulin ebenso beteiligt ist wie an der Glukoseaufnahme aus dem Blut in die Zellen. Ein Mangel an diesem Mineralstoff macht sich daher in Form einer verringerten Insulinsensitivität bemerkbar. Epidemiologische Erhebungen zeigen einen inversen Zusammenhang des Serum-Magnesiumspiegels mit dem Auftreten von Diabetes Typ 2. Bei manifesten Diabetikern war eine höhere diätetische Magnesiumaufnahme zudem mit einer besseren Blutzuckerregulation verbunden. Aber auch die therapeutische Magnesiumgabe zeigt positive Effekte: Mehrere Metaanalysen über Interventionsstudien weisen sowohl bei manifesten Diabetikern als auch bereits bei prädiabetischen Personen eine Verringerung des HOMA-Index nach, eines Markers für die Insulinresistenz. In einer Untersuchung bei bisher unbehandelten Prädiabetikern trat zudem als günstiger „Begleiteffekt“ eine signifikante Senkung des Blutdrucks auf. Diese Magnesiumwirkung kann dazu beitragen, das Risiko diabetischer Spätfolgen bzw. vaskulärer Komorbiditäten zu senken; ein entsprechender Effekt einer guten Magnesiumversorgung wurde bereits durch epidemiologische Studien belegt. Es sind zwar noch weitere klinische Untersuchungen erforderlich, um beurteilen zu können, ob eine Magnesiumtherapie das Fortschreiten des Prädiabetes verzögern oder verhindern kann. Die Empfehlung, einen Magnesiummangel zu vermeiden bzw. auf jeden Fall zu behandeln, kann den Betroffenen jedoch schon heute gegeben werden.

Die Labordiagnostik ist nicht unproblematisch
In der Praxis stellt meist weniger die Behandlung eines Magnesiummangels als vielmehr dessen Diagnose die Ärzte vor Probleme, wie Prof. Dr. med. Klaus Kisters (Herne) berichtete. Im klinischen Alltag wird üblicherweise die Serum- oder Plasma-Magnesiumkonzentration bestimmt, obwohl lediglich weniger als 1 % des Gesamtkörper-Magnesiums dort vorliegt. Eine Unsicherheit stellt die Tatsache dar, dass intrazellulär durchaus Mangelzustände vorliegen können, auch wenn der Serum-Magnesiumspiegel im Normbereich liegt. Zur Beurteilung des Körperstatus an diesem Mineralstoff steigt in der Forschung daher zunehmend das Interesse an der Bestimmung des ionisierten Magnesiums. Das ionisierte Magnesium ist die eigentlich stoffwechselaktive, frei im Blut zirkulierende Form des Mineralstoffs. In zahlreichen Studien konnten ein Mangel bzw. erniedrigte Werte an ionisiertem Magnesium nachgewiesen werden, z. B. bei Patienten mit metabolischem Syndrom, Hypertonie, Diabetes, nach Radio-Chemotherapie, bei Sportlern nach intensiver körperlicher Aktivität sowie bei Stress. In älteren Publikationen wurde noch eine Korrelation zwischen den Konzentrationen an ionisiertem und Serum-Magnesium vermutet. Nach neueren Daten existiert ein solcher Zusammenhang jedoch nicht, was eine Erklärung dafür liefert, warum in vielen klinischen Untersuchungen positive Wirkungen einer Magnesiumbehandlung nachgewiesen werden konnten, obwohl der Serum-Magnesiumspiegel der Patienten im Normbereich lag. Dies betrifft insbesondere kardiovaskuläre Erkrankungen sowie Diabetes mellitus. Diese Krankheiten gehen ohnehin mit einem schlechten Gefäßstatus einher, der sich durch einen Magnesiummangel noch verstärken kann. Der Magnesiumstatus der Patienten kann sich zudem durch die gängige Arzneimitteltherapie (z. B. Diuretika) verschlechtern – ein Teufelskreis. Auch wenn die Bestimmung des ionisierten Magnesiums in der ärztlichen Routine bisher nicht weit verbreitet ist, stellt sie in Zukunft sicher eine Option dar, sowohl die Diagnostik des Magnesiummangels als auch die Kontrolle des Therapieerfolgs zu erleichtern.

Ausblick
Die wissenschaftliche Tagung zeigte nicht nur eindrucksvoll die umfassende Bedeutung von Magnesium bei unterschiedlichsten Erkrankungen, sondern vielmehr auch im Umkehrschluss die Wichtigkeit einer guten Magnesiumversorgung für den Erhalt der Gesundheit. Angesichts der Tatsache, dass die Magnesiumgehalte in Lebensmitteln in den letzten 100 Jahren stark abgenommen haben, sollte einer optimalen Magnesiumversorgung generell mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Bei Patienten sollte zudem das mögliche Vorliegen eines Magnesiummangels viel häufiger in Erwägung gezogen werden, insbesondere bei Vorliegen von Erkrankungen, die den Gefäßstatus beeinträchtigen. Für die Therapie eines Magnesiummangels stehen hochwertige Produkte mit organischen Magnesiumverbindungen aus der Apotheke zur Verfügung.

Quelle: Pressemitteilung Verla-Pharm Arzneimittel GmbH & Co. KG

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