Glücksatlas 2020: Lebenszufriedenheit in Pandemiezeiten

Der Glücksatlas, der seit mittlerweile zehn Jahren die Lebenszufriedenheit untersucht, steht dieses Jahr im Zeichen der Pandemie und des ersten Lockdowns. Das hat der Zufriedenheit zwar einen Dämpfer verpasst – doch der ist nur gering und nicht von langer Dauer.
Nach einem Spitzenwert im vergangenen Jahr ist die Lebenszufriedenheit der Deutschen im Jahr 2020 leicht gesunken. Auf einer Skala von 0 bis 10 liegt er laut dem kürzlich veröffentlichten „Glücksatlas 2020“ bei 6,74 Punkten – das sind 0,4 Punkte weniger als im Vorjahr. Dennoch gibt es gute Neuigkeiten: Erstmals innerhalb von zehn Jahren liegen die Zufriedenheitswerte in Ost- und Westdeutschland auf gleichem Niveau. Die Unterschiede zwischen den Spitzenreitern und Schlusslichtern in Sachen Lebenszufriedenheit unter den Bundesländern sind nur noch minimal: Führend sind Schleswig-Holstein und Hamburg mit 6,92 Punkten, hinten liegen Thüringen, Rheinland-Pfalz und das Saarland mit 6,5 Punkten.
Auswirkungen der Pandemie als Befragungsschwerpunkt
Für den zehnten Glücksatlas wurden zwischen März und Juni 2020 vom Institut für Demoskopie Allensbach 4.660 Bürger ab 16 Jahren repräsentativ befragt, daher spiegelt sich der zweite Lockdown noch nicht in den Werten wider. Der erste Lockdown spielt aber sicher eine Rolle bei dem kleinen Dämpfer in Sachen Lebenszufriedenheit. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Lebenszufriedenheit war ein Schwerpunkt der diesjährigen Befragung. Während der ersten Pandemiewelle sank die Zufriedenheit von 7,1 Punkten auf 6,6 Punkte zu Beginn des ersten Lockdowns im April. Im Mai erreichte sie ihren Tiefpunkt mit einem Wert von 6,55 – erholte sich jedoch schnell wieder und kletterte im Juni zurück auf 6,65 Punkte. Der Dämpfer war also nur gering und der Trend kehrte sich nach dem Ende der Einschränkungen rasch um.
Unterschiede in der Entwicklung
Bei Frauen sank die Lebenszufriedenheit stärker als bei Männern (minus 0,47 gegenüber minus 0,33 Punkten im Vergleich zum Vorjahr). Unter den Alterskohorten sank die Zufriedenheit am stärksten bei den 45- bis 59-Jährigen (minus 0,48 Punkte), während sie bei den über 60-Jährigen nur minimal abnahm (minus 0,25 Punkt). Das hängt wohl mit der Entwicklung der Bereichszufriedenheiten zusammen, denn im Vergleich zum Vorjahr sank die Arbeitszufriedenheit am stärksten: 32,2 Prozent der Befragten gaben an, hier eine Entwicklung zum Schlechteren zu sehen. Allerdings sahen auch 23,2 Prozent eine Entwicklung zum Besseren und 42 Prozent bewerteten ihre Arbeitszufriedenheit als unverändert.
Positiv zu werten ist hingegen die Entwicklung der Familienzufriedenheit, die bei 26,1 Prozent der Befragten im Vergleich zum Vorjahr gestiegen ist. Weitere 50 Prozent sahen sie unverändert, nur 21,6 Prozent bewerteten sie schlechter als im Vorjahr. Ebenfalls positiv: Die Gesundheitszufriedenheit ist im Vergleich zum Vorjahr stabil geblieben.
Familie und Freunden wichtiger denn je
Die Bedeutung von Familie, sozialem und gesellschaftlichem Zusammenhalt hat durch die Krise zugenommen. Die Hälfte der Befragten war der Meinung, dass die Krise den gesellschaftlichen Zusammenhalt gestärkt hat und 80 Prozent gaben an, froh zu sein, in einer Gesellschaft wie Deutschland zu leben. Noch mehr Befragte waren sich einig, dass die Krise gezeigt habe, wie wichtig Familie und Freunde sind (83 Prozent).
Klimawandel bleibt die größere Sorge
Obwohl die Corona-Pandemie das dominierende Thema des Jahres 2020 ist, machen sich 70 Prozent der Deutschen langfristig immer noch mehr Sorgen um den Klimawandel als um die Bekämpfung des Coronavirus. Da ist das Vertrauen groß, dass die Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen bald überstanden sind. Und wie sich nach dem ersten Lockdown gezeigt hat, lässt sich die Lebenszufriedenheit auch durch die Einschränkungen nicht lange trüben und tendiert eher nach oben. [jg]
Quelle: ÄrzteZeitung
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